Die Kulturwissenschaftlerin Sigrid Weigel wird für ihr Lebenswerk mit dem Aby-Warburg-Preis der Stadt Hamburg ausgezeichnet. Die Jury würdigt damit Weigels »herausragende interdisziplinäre Arbeit im Bereich der Literatur- und Kulturwissenschaften« sowie ihre Verdienste als langjährige Direktorin des Berliner Zentrums für Literatur- und Kulturforschung (ZfL).
Als besonders verdienstvoll gilt die von ihr mitherausgegebene Ausgabe von Warburgs wichtigsten Schriften in einem Band. Diese Ausgabe hat Warburgs Werk für ein großes Publikum zugänglich gemacht – sie gilt heute als das meistgelesene Handbuch zu seinem Denken und Vermächtnis.
Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler würdigt die Preisträgerin als »eine der renommiertesten deutschen Literatur- und Kulturwissenschaftlerinnen«. Sie habe »einen wegweisenden Beitrag zur kulturwissenschaftlichen Ausweitung der Literaturwissenschaft« geleistet, die ohne ihre Forschungen nicht denkbar wäre. Mit ihren Arbeiten sei es ihr gelungen, »Brücken zwischen verschiedenen Disziplinen zu schlagen und daraus neue Erkenntnisse zu entwickeln – eine Arbeit, die ganz im Sinne Aby Warburgs gewesen wäre«, so Kisseler.
anerkennung Der Aby-Warburg-Preis ist nicht die erste Würdigung von Weigels vielfältigen Verdiensten. Bereits 1999 erhielt die Kulturwissenschaftlerin den Wissenschaftspreis der Aby-Warburg-Stiftung.
»Das ZfL und alle, die es schätzen und unterstützen, werden durch diese Auszeichnung seiner vormaligen Direktorin erneut daran erinnert, wie viel wir Sigrid Weigel zu verdanken haben, wie maßgeblich sie dazu beigetragen hat, dass das Institut zu der international anerkannten Einrichtung wurde, die es heute ist und bleiben soll«, sagte ZfL-Direktorin Eva Geulen zur Bekanntgabe der Preisträgerin.
Sigrid Weigel wurde 1950 in Hamburg geboren. Sie lehrte an den Universitäten Hamburg, Zürich und Berlin und war von 1998 bis 2000 Direktorin des Einstein Forums in Potsdam. 1999 übernahm sie die Leitung des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung in Berlin, die sie bis 2015 innehatte.
methode Der nach dem Hamburger Kunsthistoriker Aby Warburg benannte Preis wurde 1979 vom Hamburger Senat gestiftet. Er wird seit 1980 alle vier Jahre verliehen und ist in diesem Jahr erstmals mit 25.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet im November im Hamburger Rathaus statt.
Den Aby-Warburg-Preis erhielten bisher unter anderem der amerikanische Kunsthistoriker Meyer Schapiro, der italienische Historiker Carlo Ginzburg und der französische Ethnologe Claude Lévi-Strauss.
Aby Warburg (1866–1929) zählt heute zu den einflussreichsten Kunsthistorikern des 20. Jahrhunderts. Sein Denken sprengte die Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen, und seine Forschung etablierte die Ikonologie als kunstwissenschaftliche Methode. Warburg gilt heute als einer der Gründer der modernen Kunst- und Kulturwissenschaften. ja