Das Road-Movie »Nomadland« von Regisseurin Chloé Zhao (38) hat den Golden Globe als bestes Filmdrama gewonnen. Das gab der Verband der Auslandspresse in der Nacht zum Montag bekannt. Zhao holte für den Film auch die Regie-Trophäe, erst als zweite Frau in der Geschichte der 1944 erstmals vergebenen Auszeichnung nach Barbra Streisand (»Yentl«, 1984).
Sie erzählt in dem auf einem Sachbuch basierenden Film die Geschichte einer 60-Jährigen, die sich nach dem Tod ihres Mannes mit prekären Jobs über Wasser hält und als moderne Nomadin im Wohnwagen durch die USA zieht.
Sacha Baron Cohen erhielt den Globe als bester Hauptdarsteller in einer Komödie.
In der Komödien-Sparte siegte die bissige Gesellschaftssatire »Borat Subsequent Moviefilm« (dt.: Borat Anschluss Moviefilm) mit dem britischen Komiker Sacha Baron Cohen, der auch den Globe als bester Hauptdarsteller in einer Komödie erhielt. Wie schon 2006 war der Brite durch die USA gereist, kam mit Menschen ins Gespräch und verwickelte sie in mitunter komische oder auch entlarvende Situationen. Sein erster »Borat«-Auftritt hatte ihm ebenfalls die Trophäe eingebracht.
Die zwölfjährige Deutsche Helena Zengel ging bei der Verleihung leer aus. Sie war in der Sparte »Beste Nebendarstellerin« für den Western »Neues aus der Welt« an der Seite von Tom Hanks nominiert. Die Schülerin verfolgte die Preisvergabe in einer Live-Schalte aus Berlin.
Ohne Auszeichnung blieb das von Maria Schrader als Regisseurin inszenierte Drama »Unorthodox« mit Shira Haas in der Hauptrolle.
»Ich freue mich für Jodie Foster, die Nominierung ist schon der Preis«, sagte Zengel der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Sie habe sie gefreut, dass sie dabei sein durfte. Die Trophäe ging an Foster (58) für ihre Nebenrolle in dem Polit-Thriller »The Mauritanian«.
Ohne Auszeichnung blieb auch das von Maria Schrader als Regisseurin inszenierte deutsche Drama »Unorthodox« mit Shira Haas in der Hauptrolle. Auch der mehrfach nominierte Film »Mank« erhielt wider Erwarten keinen Preis.
Als beste Miniserie des Jahres wurde stattdessen »Das Damengambit« ausgewählt. Anya Taylor-Joy spielt darin ein Schachgenie und gewann dafür den Preis als beste Hauptdarstellerin in einer Miniserie. Sie läuft beim Streaminganbieter Netflix, einem der großen Gewinner der Verleihung.
In den Serien- und Fernsehfilm-Kategorien war die britische Königshaus-Serie »The Crown« mit vier Preisen der große Abräumer des Abends. Auszeichnungen gab es als beste Dramaserie, für Josh O’Connor als Prinz Charles in der besten männlichen Drama-TV-Rolle, für Emma Corrin als Prinzessin Diana in der gleichen weiblichen Kategorie und für Gillian Anderson, die Margaret Thatcher verkörperte und dafür den Globe für die beste TV-Nebenrolle gewann. Die Serie läuft ebenfalls bei Netflix.
Beste Comedy-Serie wurde »Schitt’s Creek«, eine warmherzige kanadische Reihe, die bereits bei den Emmys in diesem Jahr eine Rekordzahl an Auszeichnungen einfuhr.
Ebenfalls bei Netflix laufen »I Care a Lot«, deren Hauptdarstellerin Rosamund Pike als betrügerische Anwältin den Preis für die beste weibliche Hauptrolle in einer Komödie gewann, und »Ma Rainey’s Black Bottom«, für den Hauptdarsteller Chadwick Boseman posthum ein halbes Jahr nach seinem Krebstod im August als bester Schauspieler in einem Drama ausgezeichnet wurde.
Seine Witwe Taylor Simone Ledward nahm unter Tränen den Golden Globe entgegen. »Er würde Gott danken. Er würde seinen Eltern danken. Er würde seinen Vorfahren für ihre Anleitung und ihre Aufopferung danken«, sagte Ledward.
US-Schauspielerin und Sängerin Andra Day (36), die in »The United States vs. Billie Holiday« die Jazz-Sängerin Billie Holiday verkörpert, wurde zur besten Drama-Darstellerin gekürt.
In der Kategorie »Bester nicht-englischsprachiger Film« gewann das Familiendrama »Minari« von US-Regisseur Lee Isaac Chung, der darin seine eigenen Erfahrungen als Kind südkoreanischer Einwanderer im ländlichen US-Staat Arkansas einbringt. Mit »Minari«, hauptsächlich in koreanischer Sprache gedreht, waren unter anderem Filme aus Italien, Frankreich und Dänemark im Rennen.
Die Golden Globes wurden in Beverly Hills und New York zum 78. Mal vergeben. Wegen der Corona-Pandemie lief die Gala diesmal weitgehend virtuell ab, die Nominierten wurden von Standorten in aller Welt zugeschaltet und gewährten mehr oder weniger freiwillig Einblicke in ihre eigenen vier Wände. Die Komikerinnen Tina Fey und Amy Poehler moderierten die Zeremonie von getrennten Bühnen in Kalifornien und New York aus.
Über die Auszeichnungen des Verbands der Auslandspresse (HFPA) in 25 Film- und Fernsehkategorien entscheiden nur knapp 90 internationale Journalisten, die seit langem in Hollywood arbeiten. In diesem Jahr hatte es für die intransparenten Mitgliedschaftskriterien Kritik gegeben. Außerdem seien die Juroren ausschließlich weiß, hatte die »Los Angeles Times« im Vorfeld berichtet. Während der Verleihung versprachen mehrere Mitglieder der HFPA, dass künftig auch Schwarze aufgenommen würden.
Die Preissaison in Hollywood steuert nun auf ihren Höhepunkt zu, die Verleihung der Oscars. Die Nominierungen erfolgen am 15. März, die Academy Awards sollen dann am 25. April über die Bühne gehen. Bei den Oscars stimmen mehr als 9000 Filmschaffende ab. dpa