Comic

Blaue Haut, blondes Haar, braune Gesinnung?

Das riecht nach handfestem Skandal, Generationen von Comiclesern wird es womöglich den Atem verschlagen: Nach einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) behauptet der französische Autor Antoine Buéno in seinem Anfang Juni erscheinenden Buch, die berühmten blauen Schlümpfe seien im Grunde ihres Herzens schlimme Nazis. »Die Gesellschaft der Schlümpfe ist der Archetyp einer totalitären Gesellschaft, die Züge des Stalinismus und Nazismus trägt«, heißt es laut dpa in »Le Petit Livre Bleu« (Das kleine blaue Buch).

Und es kommt noch schlimmer: Die Folge über schwarze Schlümpfe sei eindeutig rassistisch geprägt. Und während der einzige weibliche Schlumpf, Schlumpfinchen, mit dem blonden Haar einem arischen Schönheitsideal entspreche, gleiche der Feind in der Figur des Gargamel einer antisemitischen Karikatur, bemerkt der Autor.

Weiße Mütze, weiße Weste? Die Schlümpfe tauchten vor mehr als 50 Jahren erstmals als Nebenfiguren in dem belgischen Comic »Johan et Pirlouit« (Johann und Pfiffikus) auf. Erst später widmete ihnen ihr belgischer Erfinder Pierre Culliford alias Peyo eine eigene Reihe. Richtig berühmt wurden die kleinen Blauen mit ihren weißen Mützen hierzulande dank eines Liedes von Vader Abraham (sic!). »Das Lied der Schlümpfe« hat dem Sänger nicht nur Goldene Schallplatten eingebracht, sondern vielen Deutschen einen ewigen Wurm ins Ohr gesetzt. Der Song begann, zur Erinnerung, so:

Sagt mal, von wo kommt ihr denn her?
Aus Schlumpfhausen, bitte sehr!
Sehen alle da so aus wie ihr?
Ja, die seh’n so aus wie wir.
Soll ich euch ein Liedlein bringen?
Ja, wir wollen mit dir singen.

Tja, aber wer wagt es jetzt noch, diese Melodie anzustimmen? Müssen alle Tonträger zensiert, gar eingestampft werden? Noch ist die Nachrichtenlage unübersichtlich. Am Besten warten wir das Erscheinen des Buches ab uns machen und selbst ein Bild vom Schrecken in Blau.

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

NS-Unrecht

Jüdische Erben: »Bayern hat uns betrogen« - Claims Conference spricht von »Vertrauensbruch«

Laut »Süddeutscher Zeitung« ist der Freistaat im Besitz von 200 eindeutig als NS-Raubkunst identifizierten Kunstwerken, hat dies der Öffentlichkeit aber jahrelang verheimlicht

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Literatur

»Die Mazze-Packung kreiste wie ein Joint«

Jakob Heins neuer Roman handelt von einer berauschenden Idee in der DDR. Ein Gespräch über Cannabis, schreibende Ärzte und jüdischen Schinken

von Katrin Richter  20.02.2025

Berlinale

Auseinandergerissen

Sternstunde des Kinos: Eine Doku widmet sich David Cunio, der am 7. Oktober 2023 nach Gaza entführt wurde, und seinem Zwillingsbruder Eitan, der in Israel auf ihn wartet

von Ayala Goldmann, Katrin Richter  19.02.2025

Berlin

»Sind enttäuscht« - Berlinale äußert sich zu Antisemitismus-Skandal

»Beiträge, die das Existenzrecht Israels infrage stellen, überschreiten in Deutschland und auf der Berlinale eine rote Linie«, heißt es in einer Erklärung des Festivals

von Imanuel Marcus  19.02.2025