Belgien

»Bin so wütend, dass ich Juden ein Messer in die Kehle rammen möchte«

Herman Brusselmans hat mit seiner Kolumne große Empörung ausgelöst Foto: IMAGO/ANP

Herman Brusselmans ist wahrlich kein Newcomer, was kontroverse Aussagen über Israel angeht. Doch nun hat der Schriftsteller, Dichter und Bühnenautor, der auch Kolumnist bei der flämischen Fernsehzeitschrift »Humo« ist, mit offenen Gewaltfantasien gegen Juden in Belgien für viele die rote Linie zur Volksverhetzung überschritten.

In seiner jüngsten, am Sonntag auf »Humo.be« veröffentlichten Kolumne befasst Brusselmans sich wieder einmal mit dem Nahostkonflikt und dem Krieg in Gaza. Er verfolge das Tagesgeschehen genau, schreibt er, und es sei ihm nicht entgangen, »dass ein Dritter Weltkrieg unmittelbar bevorsteht.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Denn, so Brusselmans: »Der Nahe Osten wird explodieren, mit unheilvollen Folgen für den Rest der Welt. Und das alles wegen eines kleinen, dicken, glatzköpfigen Juden mit dem ominösen Namen Bibi Netanjahu, der aus welchen Gründen auch immer dafür sorgen will, dass die gesamte arabische Welt ausgelöscht wird.«

Für jeden von der »israelischen Scheißarmee« getöteten Hamas- oder Hisbollah-Kämpfer würden »Hunderte unschuldiger Zivilisten getötet«, behauptet der Kolumnist. Darunter seien viele Kinder.

Brusselmans folgert daraus: »Ich sehe das Bild eines weinenden und schreienden palästinensischen Jungen, der völlig außer sich ist und nach seiner Mutter ruft, die unter den Trümmern liegt, und ich stelle mir vor, dass der Junge mein eigener Sohn Roman ist und die Mutter meine Freundin Lena, und ich werde so wütend, dass ich jedem Juden, dem ich begegne, ein spitzes Messer in die Kehle rammen möchte.«

Lesen Sie auch

Natürlich, so fügt er gleich an, sei »nicht jeder Jude ein mörderischer Bastard«. Um diesem Gedanken Gestalt zu verleihen, stelle er sich einen älteren Juden vor, »der in einem verwaschenen Hemd, einer falschen Baumwollhose und alten Sandalen durch meine eigene Straße schlurft, und er tut mir leid und ich bekomme fast Tränen in den Augen, aber einen Moment später wünsche ich ihn zur Hölle, und ja, das ist ein Stimmungswechsel.«

Genau von solchen Stimmungswechseln werde sein bald erscheinendes Buch leider voll sein. Und, beendet Brusselmans seine Kolumne lapidar: »Inzwischen ist eine Schachtel Zigaretten, die mich trösten könnte, wieder viel teurer geworden.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Es war nicht das erste Mal, dass sich der 66-jährige Schriftsteller dergestalt äußerte. Im Dezember unterstellte er Israel, es wende dieselben Methoden an wie einst die Deutschen, um »eine ganze Rasse zu vernichten«.

Jüdische Organisationen zeigten sich in einer ersten Reaktion auf den Artikel entsetzt und forderten strafrechtliche Konsequenzen für Brusselmans und die Chefredaktion von »Humo«. Das Transatlantic Institute des American Jewish Committee schrieb auf X: »Wir fordern die belgische Polizei auf, ihn und das gesamte Redaktionsteam, das für diesen Aufruf zum Mord verantwortlich ist, strafrechtlich zu verfolgen.«

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner (CER), nannte die Worte Brusselmans »eine Aufforderung zum Mord« und »eine schockierende Straftat«, die als freie Meinungsäußerung getarnt sei. Goldschmidt forderte »harte juristische Maßnahmen«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Leiterin des Brüsseler Büros von B’nai B’rith International, Alina Bricman, sprach von einem »Skandal« und nannte die Kolumne Brusselmans eine »unverhohlene Aufstachelung zur Gewalt gegen Juden, in einer der größten Zeitschriften Belgiens«.

»Humo« wurde 1936 gegründet und hatte zu seinen Hochzeiten eine Druckauflage von mehr als 250.000 Exemplaren. Das Blatt ist nach wie vor die führende Wochenzeitschrift in Flandern, dem 6,5 Millionen Einwohner umfassenden niederländischsprachigen Landesteil Belgiens.

Die European Jewish Association (EJA) gab bekannt, sie werde rechtliche Schritte gegen Brusselmans einleiten. Die EJA forderte zudem eine öffentliche Entschuldigung des Magazins und die Suspendierung des Autors. »Es gibt nichts, was auch nur im Entferntesten witzig, ironisch oder satirisch ist an der psychopathischen Aufstachelung zum Mord an Juden«, erklärte der EJA-Vorsitzende, Rabbiner Menachem Margolin.

Eine Anfrage der Jüdischen Allgemeinen an die Chefredaktion von »Humo« blieb unbeantwortet.

London

Hart, härter, Aaron Taylor-Johnson

Ein Marvel-Schurke zu sein, ist körperlich extrem anstrengend. Dies räumt der jüdische Darsteller nach dem »Kraven The Hunter«-Dreh ein

 11.12.2024

PEN Berlin

»Gebot der geistigen und moralischen Hygiene«

Aus Protest gegen Nahost-Resolution: Susan Neiman, Per Leo, Deborah Feldman und andere verlassen den Schriftstellerverein

 11.12.2024

Medien

»Stern«-Reporter Heidemann und die Hitler-Tagebücher

Es war einer der größten Medienskandale: 1983 präsentierte der »Stern« vermeintliche Tagebücher von Adolf Hitler. Kurz darauf stellten die Bände sich als Fälschung heraus. Ihr »Entdecker« ist nun gestorben

von Ann-Kristin Wenzel  10.12.2024

Imanuels Interpreten (2)

Milcho Leviev, der Bossa Nova und die Kommunisten

Der Pianist: »Ich wusste, dass ich Bulgarien verdammt zügig verlassen musste«

von Imanuel Marcus  10.12.2024

Glosse

Der Rest der Welt

»Mein kleiner grüner Kaktus« – ein Leitfaden für Frauen von heute

von Nicole Dreyfus  10.12.2024

Gelsenkirchen

Bayern-Trainer Kompany: Daniel Peretz genießt mein Vertrauen

Daniel Peretz soll Manuel Neuer bis zum Jahresende im Bayern-Tor vertreten. Trainer und Mitspieler vertrauen dem Israeli. Neuer könnte in einem Monat in Gladbach zurückkehren

 10.12.2024

Meinung

PEN Berlin war kurz davor, auf der Seite der Feinde Israels zu stehen

Nur knapp konnte verhindert werden, dass die Schriftstellervereinigung eine Resolution annahm, die von glühender »Israelkritik« geprägt war

von Stefan Laurin  10.12.2024

Beverly Hills

Zahlreiche Juden für Golden Globes nominiert

Darsteller, Regisseure und Komponisten stehen auf der Liste

von Imanuel Marcus  10.12.2024

Kontroverse

»Da sind mittlerweile alle Dämme gebrochen«

PEN Berlin-Gründungsmitglied Lorenz Beckhardt über den Streit über Israel und den Nahostkonflikt

von Michael Thaidigsmann  10.12.2024