Finale

Benis Welt

Pessach ist vorüber. Und wahrscheinlich gehören meine Frau und ich zur überwältigenden Mehrheit der Juden, die am Ende des Sederabends zwar »Nächstes Jahr in Jerusalem« sangen, im Herzen jedoch dachten »Nächstes Jahr in einem Hotel!«.

Wie einfach haben es doch unsere christlichen Mitmenschen. Kein aufwendiger Seder, den man stunden-, was sage ich, tagelang vorbereiten muss. Keine komplizierten Speisevorschriften. Statt Mazze oder Bitterkraut gibt es zu Ostern Schokoladeneier. Ich liebe Schokolade. Schließlich bin ich Schweizer. Wir Eidgenossen verzehren im Durchschnitt 11,6 Kilogramm Schokolade pro Kopf und Jahr, sagt die Statistik. Weil ich jedoch kein durchschnittlicher Mensch bin, ist mein Konsum weit höher. 11,6 Kilogramm habe ich allein an einem Nachmittag vor fünf Jahren wahrscheinlich gegessen, als ich eine Schokoladenfabrik besichtigte. Während der Führung durfte man so viel Schokolade in sich hineinstopfen, wie man konnte. So stelle ich mir Gan Eden vor.

zweite hasenwahl Bei Schokolade werde ich immer schwach. Ich habe sogar schon, wenn mich der Drang überkam, Schokolade gegessen, die nicht auf der Koscherliste stand. Nicht immer habe ich so viel Selbstbeherrschung wie vor zehn Tagen. Da stand ich im Supermarkt vor der Kasse und sah ihn: einen Schokoladenhasen mit Goldblättchen (22 Karat) auf dem Rücken! Das Gold konnte man essen, las ich. Der Hase war schwarz, eigentlich mag ich braune Schokolade lieber. Trotzdem sah er sehr verführerisch aus. Ich habe standgehalten, es war ja Pessach! Gott allein weiß, wie ich gelitten habe.

Der Goldhase kostete umgerechnet 15 Euro. Ein Regal tiefer standen zum halben Preis die Abfallhasen: Solche mit einem kaputten Ohr, mit zerdrückter Schnauze oder geplatztem Bauch. Auch hier musste ich leiden. Ich bin nämlich Tierfreund. Gerne hätte ich die armen, verletzten Kreaturen von ihren Gebrechen erlöst, ihnen den Gnadentod gegeben. Aber, wie gesagt, es war Pessach.

Statt dessen ging ich in die Synagoge. Doch auch dort gingen mir die Hasen nicht aus dem Sinn. Während ich mit der Zunge Mazzereste zwischen meinen Zähnen herauslöste, überlegte ich, wie ich die jüdische Welt verbessern könnte. Bei der Rabbinerpredigt kam die Erleuchtung. Die Koschergeschäfte sollten vom christlichen Hasenmarketing lernen und ebenfalls schichtenspezifische Produkte anbieten: Im unteren Regal für die Unterschicht kaputte Mazzot zum halben Preis, ganz oben für die Besserverdienenden vergoldete Mazzot. Halachisch kein Problem, ich habe nachgeschaut: Gold ist nicht chametz!

Ich war sehr stolz auf diesen Einfall. Bis ich mit meiner Frau darüber sprach. Ihr mangelt es ein wenig an Einfühlungsvermögen für geniale Denker. Aber in der Sache hatte sie leider recht: »Dumme Idee, die Mazze ist das Brot der Armut. Gold hat da nichts zu suchen.« Okay. Aber zerbrochene Mazzot zum halben Preis, diese Idee werde ich weiterverfolgen.

Berlinale-Preisverleihung

Ohne Israelhass geht es nicht

Der gute Wille war da bei der neuen Festivalleitung, doch auch bei der Verleihung der Bären am Samstagabend kam es zu anti-israelischen Aussetzern

von Sophie Albers Ben Chamo  22.02.2025

Berlin

Berlinale gedenkt Opfers des Angriffs am Holocaust-Mahnmal

Am Vorabend wurde ein spanischer Tourist von einem syrischen Flüchtling, der Juden töten wollte, mit einem Messer angegriffen

 22.02.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

NS-Unrecht

Jüdische Erben: »Bayern hat uns betrogen« - Claims Conference spricht von »Vertrauensbruch«

Laut »Süddeutscher Zeitung« ist der Freistaat im Besitz von 200 eindeutig als NS-Raubkunst identifizierten Kunstwerken, hat dies der Öffentlichkeit aber jahrelang verheimlicht

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Literatur

»Die Mazze-Packung kreiste wie ein Joint«

Jakob Heins neuer Roman handelt von einer berauschenden Idee in der DDR. Ein Gespräch über Cannabis, schreibende Ärzte und jüdischen Schinken

von Katrin Richter  20.02.2025