Finale

Ayalas Welt

Ich muss es ehrlich gestehen: Schawuot ist ein Fest, mit dem ich noch nie viel anfangen konnte. Nichts gegen die Tora, die Zehn Gebote und schon gar nichts gegen Käsekuchen. Aber wie zelebriert man ein altes Erntedank- und Wallfahrtsfest der Israeliten überzeugend in der deutschen Großstadt?

Mehr Spaß würde es sicherlich machen, das Wochenfest im Kibbuz zu feiern, wenn das erste Getreide gereift ist, mit Blumensträußen, Hora-Tanzen um die Garben und Traktorfahren! Mein israelischer Schwager kennt das aus seiner Kindheit und hat mir ausgiebig davon vorgeschwärmt. Aber sollen wir etwa mit einem blumengeschmückten Traktor über den Kudamm rollen und die Gojim mit Käsekuchen bewerfen?

pali-import Überhaupt, wer hat in Deutschland schon Lust auf Erntedankfeiern, wenn niemand mehr Tomaten, Salat oder Gurken essen mag, in panischer Angst vor EHEC? Die einzige gute Nachricht ist, dass die Gurken, die für die Verbreitung des mörderischen Darmbakteriums verantwortlich gemacht wurden, aus Spanien kamen und nicht aus Israel.

Stellen Sie sich vor, der Verdacht wäre auf zionistische Bio-Gurken gefallen! Militante Israelkritiker würden wahrscheinlich die Bioläden stürmen und Kabelbrände legen. Den Juden würde unterstellt, sie exportierten absichtlich kontaminiertes Gemüse, um die Gojim zu vergiften.

Zum Glück sind die Israelis gurkenmäßig eine Importnation. Wussten Sie, dass 60 Prozent der Gurken, die von Israelis gegessen werden, von arabischen Bauern aus dem Westjordanland stammen? Der Website der israelischen Armee entnahm ich, dass vergangene Woche nördlich von Dschenin die Gurkenernte begonnen hat.

EHEC Um die Produkte nach Israel zu schaffen, wurde eigens ein Grenzübergang geöffnet, verkündete ein Sprecher in dem Armeevideo, während ein dankbarer Palästinenser erklärte, vom Gurken-Business könnten 3.000 arabische Familien leben. Was täten die Palästinenser nur ohne Zahal! Die EHEC-freien Dscheniner Gurken landen auf den Tellern der Israelis, die sich während der Feiertage zum Frühstücken treffen. Der Schawuot-Brunch ist gesichert – den Arabern sei Dank!

Derweil macht sich bei uns Diasporajuden das jüdisch-christliche Erbe störend bemerkbar. Die Gemeindekita ist zwischen Schawuot und Pfingsten sechseinhalb Tage lang dicht. Deshalb werde ich zu den Feiertagen aus Berlin fliehen. Meine Mutter hat meinen Sohn und mich nach Süddeutschland eingeladen.

Gurken wird es dort nicht geben, weder spanische noch palästinensische. Auch Treckerfahren ist nicht drin, es sei denn, meine Eltern leihen sich einen Traktor extra beim Bauern. Das nächtliche Toralesen fällt, fürchte ich, ebenfalls aus: Ich bin froh, wenn mein Kleiner mich ruhig schlafen lässt! Aber der Käsekuchen steht schon bereit!

Sehen!

Fluxus in Köln

Das Museum Ludwig widmet Ursula Burghardt und Ben Patterson eine Doppelausstellung

von Katharina Cichosch  24.11.2024

Amos Oz

Der Fehlbare

Biograf Robert Alter würdigt den Literaten und politischen Aktivisten

von Till Schmidt  24.11.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Schweißausbrüche, Panikattacken und eine Verjüngungskur auf dem Podium

von Margalit Edelstein  24.11.2024

Kulturkolumne »Shkoyach!«

Wenn Fiktion glücklich macht

Shira Haas und Yousef Sweid sind in »Night Therapy« weitaus mehr als ein Revival der Netflix-Erfolgsserie »Unorthodox«

von Laura Cazés  24.11.2024

Aufgegabelt

Boker tow: Frühstück

Rezepte und Leckeres

 24.11.2024

Auszeichnung

Historiker Michael Wolffsohn erhält Jugendliteraturpreis

Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur würdigt Engagement in der Geschichtsvermittlung

 23.11.2024

Berlin

Nan Goldin eröffnet Ausstellung mit Rede über Gaza-Krieg

Die umstrittene Künstlerin nennt Israels Vorgehen »Völkermord« – »propalästinensische« Aktivisten schreien Museumsdirektor nieder

 23.11.2024 Aktualisiert

Bochum

Gil Ofarim kündigt Konzert an

Gerade erst zeigte er sich geläutert - nun kündigt er neue Pläne an

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024