Die Schriftstellerin Eva Menasse erhält den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg. »Eva Menasse schreibt eine unverwechselbare Prosa, die wortgewaltige und zarte Töne, Komisches und Melancholisches, einen forschenden Blick und Empathie mit ihren Figuren verbindet«, begründete die Jury ihre Entscheidung, wie die Stadt am Montag mitteilte. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird am 11. Juni verliehen.
Menasses Themen von der Geschichte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart mit der Reproduktionsmedizin oder der Digitalisierung führten »unaufdringlich zu den Fragen, was wir sind und was wir wirklich über uns wissen«, so die Jury. Die 1970 in Wien geborene und in Berlin lebende Schriftstellerin arbeitete zunächst als Journalistin für die österreichische Zeitung »Profil« und die FAZ.
romane Ihr erster Roman Vienna über eine jüdische Familie aus Wien erschien 2005. Ferner veröffentlichte sie Lässliche Todsünden (2009), Wien, Küss die Hand, Moderne (2011), Quasikristalle (2013) und Tiere für Fortgeschrittene (2017).
Der mit 7500 Euro dotierte Förderpreis geht an Nele Pollatschek für ihren Debütroman Das Unglück anderer Leute (2016). Pollatschek habe einen »Anti-Familienroman« verfasst, der das Verhältnis von unentrinnbaren Verwandtschaftsbeziehungen und individuellem Schicksal ebenso unterhaltsam wie intellektuell reizvoll auslote, lobte die Jury. Die 1988 in Berlin geborene Autorin lebt im Odenwald und im englischen Oxford, arbeitet als Dozentin und promoviert derzeit.
geschichte Der Friedrich-Hölderlin-Preis wird seit 1983 jährlich von der Stadt Bad Homburg gemeinsam mit der Stiftung Cläre Jannsen vergeben. Zu den Geehrten gehören unter anderen Peter Härtling, Sarah Kirsch, Hilde Domin, Martin Walser und Durs Grünbein. Den Förderpreis erhielten bisher unter anderen Raoul Schrott, Juli Zeh, Arno Geiger und Judith Schalansky. 2016 wurde der Berliner Maler und Schriftsteller Christoph Peters geehrt.
Friedrich Hölderlin (1770–1843) zählt zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern. Bad Homburg erinnert mit dem Preis an die beiden Aufenthalte des Dichters in der Stadt von 1798 bis 1800 und 1804 bis 1806. Auch die Stadt und die Universität Tübingen verleihen einen Friedrich-Hölderlin-Preis. Dieser wird alle zwei Jahre vergeben. epd