Die Gedenkstätte des ehemaligen deutschen Konzentrationslagers Auschwitz hat die neue Streamingserie Hunters für die fiktive Darstellung von Nazi-Brutalität scharf angegriffen. Es geht um eine Szene, die in dem Lager spielen soll. Dabei müssen Menschen als Schachfiguren agieren – wer geschlagen wird, muss sterben.
Missbrauch »Das ist so nie passiert«, sagte Gedenkstättensprecher Pawel Sawicki am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Warschau. »Auschwitz ist ein authentischer Ort. Und wir haben das Gefühl, dass das Schaffen einer Geschichte, die nicht stattgefunden hat, ein gefährlicher Missbrauch und ein Schlag gegen das Gedenken an die Opfer ist.«
In der vor Kurzem auf Amazon Prime gestarteten Serie mit Al Pacino in der Hauptrolle geht es um eine Gruppe von Nazi-Jägern aus New York, die in den 70er-Jahren einstige Täter aufspüren. Per Twitter hatte die Gedenkstätte gerügt, die Erfindung der Szene mit dem Schachspiel sei nicht nur eine gefährliche Dummheit und eine Karikatur. »Es öffnet Tür und Tor für zukünftige Leugner.«
Verantwortung Natürlich sei die Serie kein Dokumentarfilm, sagte Gedenkstättensprecher Sawicki. Aber die Grausamkeiten in Auschwitz seien durch viele Zeugenaussagen dokumentiert. In einer Zeit, wo nicht mehr Überlebende des Lagers, sondern eine jüngere Generation Werke über Auschwitz verfasse, steige die Verantwortung für Faktentreue. »Es ist problematisch, wenn Geschichten ausgedacht werden.« Denn von verdrehten Fakten sei es nicht weit bis zu der Behauptung, das alles sei nie passiert.
Das nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im von Deutschland besetzten Polen gilt weltweit als Symbol für den Holocaust. Während des Zweiten Weltkriegs zwischen 1939 und 1945 ermordeten die Nationalsozialisten die europäischen Juden systematisch. Ihrem Rassenwahn fielen nach Erkenntnissen von Forschern rund sechs Millionen Juden zum Opfer. Allein in Auschwitz-Birkenau gab es nach Schätzungen mehr als eine Million Opfer, die meisten Juden. dpa