Der erste Bericht des »Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus«, zu dessen Koordinatoren Juliane Wetzel vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin gehört, ist erschienen. 2009 hatte der Bundestag ein Expertengremium aus Wissenschaft und Pädagogik beauftragt, regelmäßig zu antijüdischen Tendenzen in Deutschland zu berichten und Empfehlungen zu deren Bekämpfung zu geben.
Eines der Ergebnisse des Berichts »Antisemitismus in Deutschland«: Die bisher geltende weitgehende Tabuisierung des Phänomens droht angesichts des Internets an Wirksamkeit zu verlieren. Im Internet getätigte antisemitische Äußerungen reichen, so die Experten, bis in die gesellschaftliche Mitte.
Tendenzen Mehr als 90 Prozent aller judenfeindlichen Straftaten werden dem Bericht zufolge von Tätern aus dem rechtsextremen Spektrum begangen. Ein weiterer Träger von Judenhass mit erheblichem Gefahrenpotenzial sei inzwischen auch der Islamismus. Bei einzelnen Personen des linksextremistischen Lagers gebe es außerdem antisemitische Tendenzen, die häufig als Israelkritik verbrämt werden.
Der Bericht zeigt, dass in der deutschen Gesellschaft in erheblichem Umfang judenfeindliche Einstellungen vorhanden sind. So sei bei 20 Prozent der Befragten latenter Antisemitismus zu verzeichnen. Die Umfragen verdeutlichten zum einen, dass die klassischen Bezichtigungen – Juden besäßen zu viel Einfluss oder seien wegen ihres Verhaltens selbst schuld an ihrer Verfolgung – weiterhin kolportiert werden. Zum anderen werde deutlich, dass sich Ressentiments und Vorwürfe gegen Juden als Reaktion auf den Holocaust und die Existenz des Staates Israel herausgebildet haben. ja
Lesen Sie dazu auch das Interview mit Peter Longerich:
prelive.juedische-allgemeine.de/article/view/id/11687
Der Bericht als PDF:
www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Themen/Politik_Gesellschaft/EXpertenkreis_Antisemmitismus/bericht.pdf?__blob=publicationFile