Eigentlich hat Max Liebermann Italien gehasst. Zumindest anfänglich. Traten die meisten seiner Künstlerkollegen die obligatorische Italien-Tour an, um sich inspirieren zu lassen, fand der junge Maler und spätere Präsident der Berliner Secession das Land, wo die Zitronen blühen, »zu pittoresk« und bezeichnete sich selbst als »verhärteten Anti-Italiener«. Und das sogar, nachdem er 1878 Venedig besucht hatte.
Allerdings hat Italien ihn dann doch noch geknackt, was vielleicht auch daran lag, dass bei weiteren Reisen Frau und Tochter mit dabei waren. Und weil er irgendwann dann eben doch Goethes Italienische Reise für sich entdeckt hat. All das lernt man in der sonnigen aktuellen Ausstellung Auf nach Italien! der Villa Liebermann.
Mindestens sechsmal ging es über die Alpen, und die Liebermanns arbeiteten sich fast durch den ganzen Stiefel, von Bergamo über Florenz bis nach Neapel. Liebermann traf italienische Kollegen und Kunstkenner, stellte aus und skizzierte, was er sah, um es später im Atelier in Öl zu verewigen: Gassen in Venedig, Dächer in Florenz, Kirchenszenen in Rom. Und das alles in seinen herrlich freien, fast abstrakten Strichen und Farbgewittern, immer auf der Suche nach mehr als dem, was der erste Blick zeigt.
In rund 20 Gruppenausstellungen waren die Werke des deutschen Impressionisten in Italien zu sehen.
In rund 20 Gruppenausstellungen waren die Werke des deutschen Impressionisten in Italien zu sehen. Gleich die erste Schau, 1895, war der Auftakt der weltberühmten Kunstbiennale, die damals noch Esposizione Internazionale d’Arte della città di Venezia hieß. Liebermann präsentierte sein Porträt des Dramatikers Gerhart Hauptmann und gewann damit den internationalen Preis der Provinz Venedig.
Liebermanns eigener Charakterkopf schaffte es zudem in die Uffizien in Florenz. 1908 hatte man ihn um ein Selbstporträt für die hauseigene Sammlung gebeten und hat es nun an die Villa am Wannsee ausgeliehen. Es zeigt ihn energisch und entschlossen vor der Staffelei stehend, mitten in der Bewegung, die Pinsel fest im Griff und ein abwehrend erhobener Ellbogen. Man kommt nicht umhin zu denken, dass die Botschaft des Bildes möglicherweise lautet: Stört mich nicht! Fahrt lieber nach Italien.
Die Ausstellung »Auf nach Italien!« in der Villa Liebermann am Wannsee in Berlin ist bis zum 7. Oktober zu sehen.