Irgendwann zog Racheli einfach die Reißleine. Die 24-Jährige hatte keine Kraft mehr, sich zu verstecken und wollte ihr Doppelleben zwischen der streng orthodoxen Welt in Mea Shearim und der säkularen hinter sich lassen.
Nach einer langen Zeit des Haderns brach sie schließlich alle Zelte hinter sich ab. Mittlerweile arbeitet sie für eine Versicherungsgesellschaft in Tel Aviv – und fühlt sich zum ersten Mal in ihrem Leben frei.
Auch Yossi, Sohn eines bekannten Jerusalemer Rabbiners, dachte lange darüber nach, ein säkulares Leben zu führen. »Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist«, fand der 33-Jährige. Nach langem Überlegen vollzog er den radikalen Bruch und überquerte die Jaffa Road – jene Straße, die Mea Shearim von den übrigen Stadtteilen trennt – auch im übertragenen Sinne.
neuanfänge Es sind Aussteigergeschichten wie diese, die in dem Theaterstück Out of Mea Shearim am Schauspielhaus Hamburg erzählt werden. Gemeinsam erkunden acht Laiendarsteller und frühere Haredim diese neue Welt – gewissermaßen als Immigranten im eigenen Land.
Denn der Jerusalemer Stadtteil Mea Shearim ist eine Parallelwelt, die Außenstehenden für gewöhnlich verschlossen bleibt. Umso wichtiger war es dem Regisseur Evgeni Mestetschkin, mit seiner Inszenierung Einblicke in die Welt der Haredim zu geben. Out of Mea Shearim ist ein Theaterstück über das Ende von Beziehungen und nicht zuletzt auch über Neuanfänge.
Das Stück ist am 10. und 11. April jeweils um 20 Uhr im Schauspielhaus Hamburg zu sehen. Die Aufführung ist auf Hebräisch mit deutschen Übertiteln.
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