Antisemitismus im Sport

»Armutszeugnis für alle«

Makkabi Deutschland-Präsident Alon Meyer Foto: IMAGO/teutopress

Der Präsident des jüdischen Sportbundes Makkabi Deutschland, Alon Meyer, war nicht um klare Worte verlegen. Bei seinem Auftritt in der ZDF-Talkshow »Markus Lanz« am Mittwochabend übte Meyer scharfe Kritik an der Haltung des FC Bayern München in Sachen Noussair Mazraoui.

Der Bayern-Profi hatte auf seinem Instagram-Account vor ein paar Wochen einen Post geteilt, in dem die Vernichtung Israels gefordert wurde. Mazraoui habe zwar womöglich in persönlichen Gesprächen mit der Vereinsführung und Mitspielern Bedauern geäußert, das bislang aber nicht persönlich und öffentlich so klargestellt, sagte Meyer. Der Verein hätte viel härter durchgreifen müssen.

Den Einwurf von Markus Lanz, inzwischen seien Mazraoui und der der Bayern-Neuzugang aus Israel, Torhüter Daniel Peretz, doch gute Freunde, wies Meyer als irrelevant zurück. Solange sich der Marrokaner nicht öffentlich nicht von seinem Instagram-Post distanziere, sei das alles nichts wert und müsse mit Vorsicht genossen werden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Lob sprach Meyer hingegen dem Bundesligisten FSV Mainz 05 für seinen Umgang mit einem ähnlich gelagerten Fall aus. Der Klub hatte seinem Spieler Anwar El Ghazi wegen ähnlicher Vorwürfe gekündigt. Mainz habe im Gegensatz zu den Bayern Haltung gezeigt, betonte Meyer. Er sei sich aber nicht sicher, ob die Kündigung El Ghazis vor deutschen Arbeitsgerichten Bestand haben werde, so der Makkabi-Präsident. »Jetzt muss Mainz 05 auch wirklich noch Angst haben, das arbeitsrechtlich zu verlieren und (El Ghazi) noch bis zum Vertragsende Gehalt zahlen zu müssen, obwohl sie dankenswerterweise klare Kante gezeigt haben«, sagte Meyer. »Das muss man sich vorstellen. Da läuft etwas schief in unserer Gesellschaft.«

Meyer falle es schwer, noch an das Gute zu glauben

Über den zunehmenden Judenhass, vor allem seit den Terroranschlägen der Hamas in Israel am 7. Oktober, zeigte Meyer sich schockiert. Das betreffe auch die Makkabi-Vereine, in denen viele Mitglieder Nicht-Juden seien. Vereinsverantwortliche müssten sogar manchmal auf Polizisten warten, damit sie ihre Kinder und Jugendlichen sicher nach Hause bringen. Das ist der Zustand heute in Deutschland.«

Er selbst sei »ein großer Verfechter Deutschlands«, betonte der Frankfurter, der seit zehn Jahren an der Spitze von Makkabi Deutschland steht. »Ich liebe Schwarz-Rot-Gold, ich will mir das auch nicht nehmen lassen von irgendwelchen rechten wie linken Gruppen.« Seit dem 7. Oktober sei aber sein Glaube an Deutschland »wirklich ein Stück weit zusammengefallen«. Es falle ihm schwer, »noch an das Gute zu glauben, weil das jetzt ganz, ganz stark ins Schwanken gerät, wenn ich hier das sehe, was auf unseren, auf meinen deutschen Straßen passiert«.

Auf »angeblichen pro-palästinensischen Demonstrationen« würden »Hass und Hetze gegen Juden skandiert«. »Das sind keine Muslime in meinen Augen. Das sind Fundamentalisten, das sind Islamisten. Denn die Muslime, die ich kenne, und ich kenne sehr viele, die denken nicht so.« Viele spielten auch in Makkabi-Vereinen und müssten aktuell Angst haben, Opfer von Antisemitismus zu werden. Sie hätten aber Angst, öffentlich Stellung in der Frage Stellung zu beziehen, so Meyer.

Er forderte mehr Engagement. »Wir müssen aufstehen, wir müssen das erkennen, dass es bei weitem nicht nur um die Juden geht.« Es gebe keine Zeit mehr, um sich in einer Komfortzone aufzuhalten. mth

Interview

Günther Jauch: »Hans Rosenthal war ein Idol meiner Kindheit«

Der TV-Moderator über den legendären jüdischen Showmaster und seinen eigenen Auftritt bei »Dalli Dalli« vor 42 Jahren

von Michael Thaidigsmann  11.04.2025

UNESCO

Talmud-Handschrift zu Weltdokument ernannt

Das Weltdokumentenerbe vereint Buchbestände, Handschriften, Partituren, Bild-, Ton- und Filmaufnahmen von außergewöhnlichem Wert für die Menschheitsgeschichte

 11.04.2025

10. Todestag

Zwischen Erinnerung und Engagement: Günter Grass heute

Literarisch brachte er es zu höchsten Ehren, politisch war er ein kritischer Wegbegleiter der Bundesrepublik, aber auch ein gescheiterter Moralist. Ein Zeitzeuge erinnert sich an Günter Grass als verlässlichen Freund

von Klaus Blume  11.04.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  11.04.2025

Deichbrand-Festival

Macklemore-Auftritt: Kulturwissenschaftlerin rät von Konzertabsage ab

Sie empfiehlt den Festival-Veranstaltern, das Konzert mit Diskussions- und Informationsveranstaltungen zu begleiten

 11.04.2025

Kulturkolumne

Freiheit schmeckt nach mehr als Mazzeknödel

Das Menü soll weniger aschkenasisch aussehen: Warum es bei meinem Sederabend auch Mina de Espinaca gibt

von Laura Cazés  11.04.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Omas Makronen oder Wie schmeckt Erinnerung?

von Nicole Dreyfus  11.04.2025

Zahl der Woche

288,75 Quadratzentimeter

Fun Facts und Wissenswertes

 11.04.2025

Aufgegabelt

Mazze-Mille-Feuille

Rezepte und Leckeres

 11.04.2025