München

Antisemitismusvorwürfe - Theaterstück »Vögel« kommt geändert auf Bühne

»Vögel« in der Inszenierung am Metropoltheater München Foto: Jean-Marc Turmes

Das Münchner Metropoltheater will das umstrittene Stück »Vögel« des libanesisch-kanadischen Schriftstellers Wajdi Mouawad ab Ende März wieder aufführen. Einige Textpassagen zum Holocaust seien geändert worden, sagte der Intendant und Regisseur Jochen Schölch der »Süddeutschen Zeitung«.

»Ich rechne damit, dass es eine zweite Runde der Auseinandersetzung geben wird. Es ist mir schon sehr bewusst, was wir da tun.« Aber das Stück nicht mehr zu spielen, würde der Demokratie schaden.

Das Theaterstück war im November abgesetzt worden. Die Jüdische Studierendenunion Deutschland und der Verband jüdischer Studenten in Bayern hatten kritisiert, »Vögel« mache Holocaust-Relativierung sowie israelbezogenen Antisemitismus salonfähig.

Schölch kritisierte, dass der Antisemitismusbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Ludwig Spaenle (CSU) und Münchens Kulturbürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) sofort Position gegen das Drama bezogen haben. 

»Das Stück verhandelt ja nicht das Judentum, sondern den Nahostkonflikt«, sagte Schölch. »Ich habe das Stück nicht politisch gesehen.« Es gehe um einen Familienkonflikt, »eine Romeo-und-Julia-Utopie mit der Liebe zwischen dem jüdischen Genetiker Eitan und der arabischstämmigen Wahida.«

Einige Textstellen seien geändert worden, etwa der Dialog, in dem die Großmutter bedauert, dass ihr Mann im Konzentrationslager nicht gestorben sei, dann würde sie ihn nicht mehr ertragen müssen.

Ebenso der viel kritisierte Satz des Genetikers Eitan zu seinem Großvater: »Wenn Traumata Spuren in den Genen hinterließen, die wir unseren Kindern vererben, glaubst du, unser Volk ließe dann heute ein anderes die Unterdrückung erleiden, die es selbst erlitten hat?« 

Das von der Stadt München unterstützte private Theater plant vom 26. März bis Ende April zwölf Aufführungen, wie die SZ berichtete. Die Hauptrollen würden neu besetzt.

Zum Inhalt des Stücks »wurde viel Kluges gesagt: Dass es vielleicht einseitig ist. Dass es vielleicht in Teilen geschmacklos ist«, sagte Schölch. Aber »alle Stimmen, die sich anders geäußert haben, wurden gar nicht gehört.« dpa

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  14.03.2025 Aktualisiert

Ausstellung

Chagalls fantastische Welten in Düsseldorf

Seine bunt-surreale Bildwelt fasziniert Menschen seit Jahrzehnten. Auch die dunkle Seite des jüdischen Malers rückt in den Fokus

 14.03.2025

K20 Kunstsammlung

Ungewöhnliche Werke von Marc Chagall in Düsseldorf zu sehen

Die Ausstellung mit 120 Werken beleuchtet Chagalls Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Armut und Geschlechterrollen

von Nikolas Ender  13.03.2025

Liraz

Das Trillern der Utopie

Die israelische Sängerin ist stolz auf ihre persischen Wurzeln. In Europa kämpft sie mit Konzertabsagen

von Tilman Salomon  13.03.2025

Kino

Der Wandel des »Ka-Tzetnik«

Eine Doku widmet sich dem Schoa-Überlebenden Yehiel De-Nur und seiner Auseinandersetzung mit dem »Planeten Auschwitz«

von Dietmar Kanthak  13.03.2025

Kino

Bonhoeffers Vermächtnis »verfälscht und missbraucht«

In seinem umstrittenen Film stilisiert der amerikanische Regisseur Todd Komarnicki den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer zu einer Erlöserfigur im Kampf gegen den nationalsozialistischen Terror

von Raimund Gerz  13.03.2025

Rechtsextremismus

Braune Musik verbreitet Hass: Rechtsrock in Deutschland

Rechtsextreme Musik trifft bei etlichen auf offene Ohren. Beobachter warnen: Die Rechtsrock-Szene blüht. Und sie kann ein »Türöffner« sein für rechtsextremistische Ideologien

von Alexander Lang  13.03.2025

Aufgegabelt

Hamantaschen mit Mohn

Rezepte und Leckeres

 13.03.2025

Pädagogik

Sicherheit vermitteln

Welche Herausforderungen der 7. Oktober mit sich bringt: Religionslehrer suchen Antworten auf schwierige Fragen beim jährlichen Treffen an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg

von Ayala Goldmann  14.03.2025 Aktualisiert