Die Journalistin Nemi El-Hassan wirft der »Bild«-Zeitung eine Kampagne gegen ihre Person vor und kritisiert den Umgang ihres Arbeitgebers WDR damit. »Es gibt eine Grenze zwischen kritischer journalistischer Arbeit und einer gezielten Kampagne zur Demontage einer Person. Diese Grenze wurde in meinem Fall überschritten«, schreibt El-Hassan über die »Bild«-Recherchen in einem Gastbeitrag für die »Berliner Zeitung« (Dienstag, Online-Ausgabe).
Wegen der Antisemitismusvorwürfe gegen El-Hassan, über die »Bild« berichtet hatte, gibt es seit Wochen Diskussionen um die Journalistin. Die 28-Jährige wird deshalb derzeit nicht als Moderatorin der WDR-Wissenschaftssendung »Quarks« eingesetzt.
Die »Bild«-Zeitung habe ein von rechtsextremen Internet-Aktivisten initiiertes Narrativ in weite Teile der Öffentlichkeit getragen, kritisiert El-Hassan in dem Gastbeitrag. Die Journalistin verweist darauf, dass sie sich nach der ersten Berichterstattung der »Bild« öffentlich für die Teilnahme an der antisemitischen Al-Quds-Demonstration im Jahr 2014 entschuldigt hatte. Zudem hätten Recherchen von »Zeit Online« gezeigt, wie die Kampagne gegen sie in rechtsextremen Foren »von langer Hand vorbereitet« worden sei.
»Der WDR hat sich - in der Hoffnung, sich selbst aus der Schusslinie zu ziehen - allen Argumenten der ›Bild‹-Zeitung angeschlossen und somit auch zukünftigen Kampagnen Tür und Tor geöffnet«, schreibt El-Hassan. In der öffentlichen Debatte über ihren Fall seien Stimmen »gezielt ignoriert« worden. Zudem habe es »keinen ehrlichen Diskurs darüber« gegeben, wie sich Antisemitismus von »israelkritischen« Positionen abgrenzen lasse. epd
Lesen Sie zum Fall El-Hassan hier einen ausführlichen Kommentar.