Schwarzer Humor und Antisemitismus sind keine unbekannte Kombination, im Jugendbuch jedoch selten anzutreffen. Doch genau das ist der Ansatz von Davids Dilemma, dem »satirischen Own-Voice-Roman« des Schweden Danny Wattin. Eine allzu enge Verquickung von Autor und Thema wehrt dieser jedoch schon im Vorwort elegant ab: Die folgende Geschichte sei gar nicht seine eigene Erfindung oder gar Erfahrung, sondern der Bericht eines Bekannten aus Schultagen, der ihm dieses »Protokoll des nicht so weisen David« hat zukommen lassen.
Und das hat es in sich: »Alles, wovor ich immer Angst hatte, ist David nämlich wirklich passiert.« Damit ist der Ton gesetzt, denn die Geschichte von David, der unfreiwillig als Jude geoutet wird und von da an von einer Katastrophe in die andere gerät, ist ein absolutes Worst-Case-Szenario, eine rabenschwarze Screwballkomödie, in der der Protagonist mit großer Zuverlässigkeit den stets schlimmsten Handlungsverlauf in Gang setzt.
So lässt er sich von der attraktiven Maja auf eine propalästinensische Demo schleifen, eine Dummheit, die ihn auf spektakuläre Weise einholt, als die Aktivisten von Davids jüdischer Identität erfahren und ihn prompt als besonders engagierten Vorzeigejuden für die nächste Großkundgebung einspannen wollen. Gleichzeitig wird er von brutalen Neonazis erpresst, die ihn in inszenierten Konfrontationen als Beweis für die Bedrohung jüdischen Lebens durch muslimische Einwanderer medial missbrauchen.
Die Erwachsenen sind keine Hilfe. Der Schulrektor rät vom Tragen der Kippa ab (die David ohnehin nur trägt, um für Maja interessant zu bleiben), die Polizei ist hilflos, und David stolpert von einer schlechten Entscheidung zur nächsten.
Und hier liegt ein Problem des Romans: David ist nicht nur für sein Unglück zumindest mitverantwortlich, sondern auch feige. Er handelt aus Angst, Schwäche und, nicht untypisch für einen Teenager, meist ziemlich hormongesteuert. Dass er damit einer Reihe judenfeindlicher Klischees entspricht, ist eine Wendung, deren böser Humor sich Lesern ohne Erfahrung in der Dekodierung antisemitischer Codes und ohne das Wissen um internalisierte Vorurteile nicht unbedingt erschließt.
Und manches Klischee wie das der dauerbesorgten, ihren Sohn vergötternden jüdischen Mutter ist etwas abgedroschen. Wattins Roman ist wohl das Gegenteil eines Betroffenheit heischenden Problemromans mit didaktischem Ziel. Stattdessen wirft er einen scharf-satirischen Blick auf die Absurditäten des Antisemitismus, der freilich einer gewissen (Lese-)Erfahrung bedarf, um seine Überzeichnungen einordnen zu können.
Danny Wattin: »Davids Dilemma«. Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann. Loewe, Bindlach 2024, 288 S., 14,95 €