»In Liebe, Eure Hilde«

Andreas Dresen: Wünschte, der Film wäre nicht so aktuell

Regisseur Andreas Dresen bei der Pressekonferenz seines Films »In Liebe, Eure Hilde« Foto: picture alliance/dpa | Soeren Stache

Regisseur Andreas Dresen hält seinen neuen Film In Liebe, Eure Hilde über den Widerstand im NS-Regime für aktueller als man denkt. »Politischer Terror ist ein Teil unserer Gegenwart und leider gar nicht so weit weg von uns, wie wir gerade uns wünschen würden. Ich wünschte mir sehr, dass dieser Film nicht so aktuell wäre«, sagte Dresen am Samstag auf einer Pressekonferenz zum Film, der im Berlinale-Wettbewerb läuft. »Probleme oder Situationen, wie wir sie in Hilde schildern - das sehen wir ja erschreckenderweise - die gehören ja eben leider nicht der Vergangenheit an.« 

Langer Applaus für Coppi-Sohn

Nach der Premiere des rund zweistündigen Dramas am Samstagnachmittag kam neben dem Filmteam auch der im Gefängnis geborene Sohn von Hilde Coppi, Hans Coppi Jr. (81), auf die Bühne, den das Publikum mit langem Applaus und Standing Ovations auf der Bühne empfing.

Der Film folgt der Geschichte von Hilde Coppi (1909–1943), die Mitglied der Widerstandsgruppe Rote Kapelle war, und ihrem Engagement gegen das NS-Regime. Die Hauptrolle übernimmt Liv Lisa Fries (Babylon Berlin). Der Film zeigt auch die Liebe zu Coppis Mann Hans, die Zeit ihrer Schwangerschaft in Haft bis hin zu ihrer Hinrichtung durch die Nazis. 

Im Fokus steht insbesondere die kurze Zeit, die Hilde als zum Tode Verurteilte mit ihrem neu geborenen Sohn im Gefängnis verbringen darf. Immer wieder arbeitet Dresen, der für Filme wie Sommer vorm Balkon Halt auf freier Strecke oder zuletzt Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush bekannt ist, mit Zeitsprüngen. Getragen wird der Film wesentlich von Fries – gut möglich, dass sie für ihre intensive Darstellung einen Berlinale-Bären gewinnt. Sie porträtiert die mal spröde, dann wieder fast kindlich-übermütig anmutende Hilde als starken, eigenwilligen Charakter. 

Dresen: Widerstandskämpfer auf Augenhöhe

Dresen will seine Protagonisten nicht glorifizieren - er zeigt sie zum Beispiel beim Zelten am See oder zusammen in einer Eisdiele. Gleichzeitig lernen sie Funken, um strategisch wichtige Nachrichten in die Sowjetunion zu übermitteln. Das Drehbuch von Laila Stieler habe ihn überzeugt, sagte der Regisseur am Samstag. »Ich habe das gelesen und ich habe mich in die Hauptfigur verliebt. Das ist so eine stille, liebenswerte, aufrechte, grundanständige, tapfere Frau, dass ich sofort Lust hatte, den Film zu machen.« 

Die Geschichte stelle keine sehr heroisierende Sicht auf Widerstand dar, wie er es früher aus der DDR gewohnt gewesen sei. »Hier waren diese Leute plötzlich auf Augenhöhe, diese Menschen, und man konnte wunderbar sehen, dass die jung sind, dass sie baden waren (...) und dann eben auch sehr tapfer sich verhalten haben in der Welt, in der sie gelebt haben.« Neben In Liebe, Eure Hilde gehen bei der Berlinale 19 weitere Filme ins Rennen um den Goldenen Bären. Die Preisverleihung ist am 24. Februar. dpa

Malerei

First Ladys der Abstraktion

Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zeigt farbenfrohe Bilder jüdischer Künstlerinnen

von Dorothee Baer-Bogenschütz  14.01.2025

Leipzig

»War is over« im Capa-Haus

Das Capa-Haus war nach jahrzehntelangem Verfall durch eine bürgerschaftliche Initiative wiederentdeckt und saniert worden

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

Krefeld

Gütliche Einigung über Campendonk-Gemälde

An der Einigung waren den Angaben nach die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), das Land NRW und die Kulturstiftung der Länder beteiligt

 13.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Mascha Kaléko

Großstadtdichterin mit sprühendem Witz

In den 20er-Jahren war Mascha Kaléko ein Star in Berlin. Die Nazis trieben sie ins Exil. Rund um ihren 50. Todestag erleben die Werke der jüdischen Dichterin eine Renaissance

von Christoph Arens  13.01.2025

Film

»Dude, wir sind Juden in einem Zug in Polen«

Bei den Oscar-Nominierungen darf man mit »A Real Pain« rechnen: Es handelt sich um eine Tragikomödie über das Erbe des Holocaust. Jesse Eisenberg und Kieran Culkin laufen zur Höchstform auf

von Lisa Forster  13.01.2025

Sehen!

»Shikun«

In Amos Gitais neuem Film bebt der geschichtsträchtige Beton zwischen gestern und heute

von Jens Balkenborg  12.01.2025

Omanut Zwillenberg-Förderpreis

Elianna Renner erhält Auszeichnung für jüdische Kunst

Die Schweizerin wird für ihre intensive Auseinandersetzung mit Geschichte, Biografie und Politik geehrt

 12.01.2025