Kino

»Am Anfang wird Mel Gibson getötet«

Anmerkung der Redaktion (2. August 2023):

Als dieser Text von Fabian Wolff in der Jüdischen Allgemeinen erschien, glaubte die Redaktion Wolffs Auskunft, er sei Jude. Inzwischen hat sich Wolffs Behauptung als unwahr herausgestellt.

Jonathan Kesselman, Ihr Film »The Hebrew Hammer« über den jüdischen Privatdetektiv Mordechai Jefferson Carver, der Chanukka retten muss, ist mittlerweile zehn Jahre alt. Inzwischen arbeiten Sie am zweiten Teil: »The Hebrew Hammer vs. Hitler«. Als Fan muss ich fragen: Warum erst jetzt?
Das war vor allem ein langer Kampf um die Rechte, die endlich wieder bei mir sind. Das Drehbuch ist geschrieben, jetzt geht es um die Finanzierung. Das Geld wollen wir per Crowdfunding im Internet direkt von den Fans holen:
jewcer.com/project/the-hebrew-hammer-vs-hitler.
Wir brauchen eure Unterstützung. It’s Hammer Time!

Der Film ist mittlerweile zum Chanukka-Klassiker geworden. Hat Sie das überrascht?
Erwartet hatte ich es nicht, deswegen ist dieser Kultstatus besonders erfreulich. Ich wusste immer, dass es ein guter Film ist, aber es gab ein paar Schwierigkeiten mit dem Verleih unter anderem. Aber jetzt hat er eine große Fangemeinde, die immer weiter wächst und uns hoffentlich jetzt unter die Arme greifen kann.

Die Anti-Defamation League (ADL) warf Ihnen damals vor, antisemitische Klischees zu verbreiten. Dabei ist »The Hebrew Hammer«, wenn überhaupt, eher leicht anti-gojisch.
Die Kritik der ADL bezog sich auf eine frühe Version des Skripts, die ihr während der Vorproduktion zugespielt wurde. Der fertige Film wurde dann einer Gruppe von Rabbinern in Chicago gezeigt, die der ADL sagten: Das ist kein antisemitischer Film. Was natürlich die ganze Zeit klar war.

Woher kam eigentlich die Inspiration, einen so prononciert jüdischen Film zu machen?
Ich war damals 27 Jahre alt, kam frisch von der Filmschule und hatte eine ziemlich typische Identitätskrise: Als Jude habe ich mich irgendwie anders und uncool gefühlt. Dann habe ich die Blaxploitation-Filme entdeckt. Dort wurden schwarzenfeindliche rassistische Klischees – die Mammy oder der böse schwarze Mann – genommen, überhöht und so in ihr Gegenteil verkehrt: Der böse schwarze Mann hat mit der weißen Frau geschlafen, den weißen Mann umgebracht und wurde dadurch zum Helden. Das wollte ich auch machen, nur mit jüdischen Figuren.

Im zweiten Teil soll der »Hebrew Hammer« mit Hilfe einer »Zeit-Sukka« in die Vergangenheit reisen und Adolf Hitler töten. Daraus wird eine Verfolgungsjagd quer durch die Weltgeschichte. Statt Blaxploitation also diesmal ein Zeitreiseabenteuer?
Ich liebe »Die verrückte Geschichte der Welt« von Mel Brooks. Dieser Film hat mich als Kind umgehauen, seitdem liebe ich jüdische Comedy. So etwas wollte ich schon immer auch mal drehen. Also wird Mordechai Carver diesmal durch die Zeit reisen, um zu verhindern, dass das jüdische Volk aus dem Buch des Lebens ausradiert wird. Dabei begegnet er allen wichtigen Figuren unserer Geschichte.

Auch den Makkabäern? Über die will ausgerechnet Mel Gibson jetzt einen Film drehen.
Nun, vielleicht beginnt mein Film ja damit, dass Mel Gibson getötet wird.

Hitler kommt natürlich auch vor in dem Film. Sie haben die Fans aufgerufen, Schauspieler für dessen Rolle vorzuschlagen.
Es gehört zu meinem Konzept, die Fans nicht nur bei der Finanzierung, sondern auch direkt am Entwicklungsprozess teilhaben zu lassen. Das ist auch notwendig: Die Filmindustrie hat sich sehr geändert. Es gibt kaum noch unabhängige Produktionen.

Was wäre Ihre persönliche Lieblingswahl für die Rolle des Hitler, ob lebend oder tot?
Hmmm. Zero Mostel vielleicht.

Ich dachte an Rodney Dangerfield.
Oder so.

Eine letzte Frage, die für Fans des ersten Films sehr wichtig ist: Hat die Mutter des Hebrew Hammer endlich ihr Haus in Boca Raton in Florida bekommen? Das war ja ein großer Streitpunkt zwischen den beiden.
Ich kann Ihnen verraten: Inzwischen lebt die Mutter im Haus des Helden auf Long Island. Zusammen mit seiner Ehefrau.

Das Gespräch führte Fabian Wolff.

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025

Berlin

»Eine Zierde der Stadt«- Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum im denkmalgeschützten Gebäude der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte eingeweiht

 28.04.2025

Paris

»Bambi«-Neuverfilmung: Nah an Felix Saltens Original

Ganz ohne Spezialeffekte und Animation: In Michel Fesslers »Bambi«-Neuauflage stehen echte Tiere vor der Kamera. Das Buch wurde einst von den Nazis verboten

von Sabine Glaubitz  28.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  25.04.2025

100 Jahre "Der Prozess"

Was Kafkas »Der Prozess« mit KI und Behörden-Wirrwarr gemeinsam hat

Seine Liebesworte gehen auf TikTok viral. Unheimlich-groteske Szenen beschrieb er wie kein Zweiter. In Zeiten von KI und überbordender Bürokratie wirkt Franz Kafkas Werk aktueller denn je - eben kafkaesk

von Paula Konersmann  25.04.2025

Reykjavik

Island fordert Ausschluss Israels vom ESC

Das Land schließt sich damit der Forderung Sloweniens und Spaniens an. Ein tatsächlicher Ausschluss Israels gilt jedoch als unwahrscheinlich

 25.04.2025

Popkultur

Israelfeindliche Band Kneecap von zwei Festivals ausgeladen

Bei Auftritten verbreiten die irischen Rapper Parolen wie »Fuck Israel«. Nun zogen die Festivals Hurricane und Southside Konsequenzen

von Imanuel Marcus  25.04.2025

Berlin/Brandenburg

Filmreihe zu Antisemitismus beim Jüdischen Filmfestival

Das Festival läuft vom 6. bis 11. Mai

 25.04.2025

Fernsehen

Ungeschminkte Innenansichten in den NS-Alltag

Lange lag der Fokus der NS-Aufarbeitung auf den Intensivtätern in Staat und Militär. Doch auch viele einfache Menschen folgten der Nazi-Ideologie teils begeistert, wie eine vierteilige ARD-Dokureihe eindrucksvoll zeigt

von Manfred Riepe  24.04.2025