Rund 5000 Seiten aus dem schriftlichen Nachlass des Kafka-Freundes Max Brod (1884–1968) sind am Dienstag in Berlin der israelischen Nationalbibliothek übergeben worden. Die Dokumente waren in Tel Aviv gestohlen und unter dem Verdacht, Hehlerware zu sein, 2013 in Deutschland beschlagnahmt worden.
In der Botschaft Israels gab der Vizepräsident des Bundeskriminalamtes, Peter Henzler, die in Kisten aufbewahrten Manuskripte dem Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Bibliothek, David Blumenberg.
POSTKARTE Die Rückgabe der gestohlenen Dokumente sei ein »Akt der historischen Gerechtigkeit«, sagte der israelische Botschafter, Jeremy Issacharoff. Zu den Dokumenten gehört auch eine Postkarte des Schriftstellers Franz Kafka (1883–1924) an Brod.
Die Papiere waren vermutlich aus der Wohnung der einstigen Sekretärin Brods, Esther Hoffe, in Tel Aviv gestohlen und unter anderem dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach zum Kauf angeboten worden. Ein Gericht sprach sie dem Brod-Nachlass zu, der in der israelischen Nationalbibliothek in Jerusalem aufbewahrt wird.
Die Manuskripte könnten weiteren Aufschluss über das Leben von Franz Kafka geben.
Die Manuskripte, darunter unveröffentlichte Passagen aus Brods Tagebuch sowie frühe Korrespondenz Brods mit seiner Frau, könnten weiteren Aufschluss über das Leben von Franz Kafka geben, hatte Stefan Litt, der zuständige Archivar der Nationalbibliothek, gesagt.
FÖRDERER Brod, ein enger Freund Kafkas und wichtigster Förderer des Autors der Jahrhundertwerke Der Prozess und Die Verwandlung, hatte verfügt, dass nach seinem Tod sämtliche Manuskripte, auch jene Kafkas, an seine Sekretärin Esther Hoffe gehen sollen. Nach ihrem Tod 2007 behielt ihre Tochter Eva den Nachlass von Kafka und Brod.
Teile des Kafka-Nachlasses, darunter das Manuskript des Romans Der Prozess, gingen an Auktionshäuser und wurden für Rekordsummen versteigert. Das Prozess-Original wird im Literaturarchiv in Marbach aufbewahrt.
2016 entschied Israels Oberstes Gericht, dass der gesamte Brod-Nachlass der Nationalbibliothek gehöre. Jüngst hatte ein Gericht in der Schweiz entschieden, dass weitere Teil des Nachlasses, die sich in Banksafes in Zürich befinden, ebenfalls an Israel übergeben werden müssen.