Die scheidende Präsidentin der Berliner Akademie der Künste, Jeanine Meerapfel, hat sich gegen Antisemitismus-Klauseln in der Kulturförderung ausgesprochen. In der Kultur gebe es den gleichen dumpfen Hass gegen Juden, »der sich auch sonst findet«, sagte die 80-Jährige dem Berliner »Tagesspiegel«.
Das sei schmerzhaft, »als ob es den Holocaust nicht gegeben hätte«. »Trotzdem brauchen wir keine Klauseln«, betonte die Akademie-Präsidentin: »Wir haben ein gutes Grundgesetz, wir müssen uns nur daran halten; an die Achtung des Andersdenkenden, des anders Aussehenden und so weiter«.
Sie setze bei den Veranstaltungen in der Akademie auf das Prinzip der Multiplikatoren, sagte Meerapfel weiter: »All die Bekehrten können sich aufmachen und die aufklärerischen Vibes weitergeben.«
Eine Selbstverständlichkeit
Vor dem Hintergrund des Nahostkriegs nach dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres und der deutschen Debatte darüber sprach sich Meerapfel für die Verteidigung der Kunstfreiheit
aus: »Für mich ist die Anerkennung des Existenzrechts Israels und der Singularität des Holocausts keine rote Linie, sondern eine Selbstverständlichkeit.«
Wer sie in Zweifel ziehe, mit dem müsse sie sich streiten, »muss aufklären und meine Position mit Argumenten verteidigen«. Das sei Demokratie: »Ich teile die Meinung des anderen nicht, setze mich aber mit ihr auseinander. Dabei kann und darf es nicht sein, dass Kunst gecancelt wird«.
Die rund 400 Mitglieder der Berliner Akademie der Künste sollen am 25. Mai per Wahl eine Nachfolge von Meerapfel bestimmen, die seit
2015 das Ehrenamt innehat. epd