Das 20. Jahrhundert ist nicht nur ein Zeitalter der Extreme und der rasanten technischen Entwicklungen, sondern auch das Jahrhundert der Völkermorde. Niemals zuvor wurden so viele Menschen weltweit Opfer staatlich gelenkter Gewaltverbrechen.
Dieser Thematik widmet sich nun eine Tagung, die die Stiftung Topographie des Terrors, das Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrum und das Lepsiushaus Potsdam in Berlin veranstalten und die am Sonntag mit einem Vortrag des indischen Diplomaten und UN-Politikers Shashi Thaaor eröffnet wurde.
Grundlagen Unter dem Titel »Aghet und Shoa. Das Jahrhundert der Genozide« diskutieren noch bis Dienstagabend Experten unterschiedlicher Fachrichtungen über Grundlagen, Entstehung und Nachwirkung verschiedener Genozide.
»Die Genozide des 20. Jahrhunderts sorgen noch heute für Diskussionsstoff«, sagte Andreas Nachama, Direktor des Dokumentationszentrums Topographie des Terros, die den Veranstaltern als Tagungsort zur Verfügung steht.
Julius H. Schoeps, Direktor des Mendelssohn Zentrums, ging in seiner Eröffnungsrede auf die Frage der Vergleichbarkeit von Genoziden ein. »Meiner Ansicht nach bleibt die Schoa, was das schiere Ausmaß des Verbrechens angeht, unerreicht«, so Schoeps.
Verrohung Dennoch könne man das Verbrechen, trotz seiner Singularität, nicht aus dem Prozess der Verrohung abendländischer Zivilisationen herauslösen und müsse mitunter auch andere Völkermorde mit in den Blick nehmen.
Die Tagung ist prominent besetzt. Neben Shashi Thaaor, dem ehemaligen Stellvertreter von UN-Generalsekretär Kofi Annan, sprechen unter anderem der Russlandhistoriker Jörg Baberowski, der Militärhistoriker Sönke Neitzel und die NS-Forscherin Sybille Steinbacher.
»Aghet und Shoa. Das Jahrhundert der Genozide«. Dokumentationszentrum Topographie des Terrors, Niederkirchnerstraße 8, 10963 Berlin