Nach antisemitischen Äußerungen von Kanye West hat der Herzogenauracher Sportartikelhersteller Adidas die Zusammenarbeit mit dem Rapper, auch bekannt als Ye, beendet.
»Die jüngsten Äußerungen und Handlungen von Ye sind inakzeptabel, hasserfüllt und gefährlich«, teilte das Unternehmen am Dienstag auf seiner Webseite mit. Adidas dulde »keinen Antisemitismus und keine andere Art von Hassrede.«
RESPEKT Die Äußerungen des amerikanischen Musikers verstießen gegen Werte des Unternehmens »wie Vielfalt und Inklusion, gegenseitigen Respekt und Fairness.«
Nach »eingehender Prüfung« habe man daher die Entscheidung getroffen, die Partnerschaft mit Kanye West mit sofortiger Wirkung zu beenden, die Produktion von Artikeln der Marke Yeezy einzustellen und alle Zahlungen an Ye und seine Unternehmen zu stoppen. Dies geschehe »mit sofortiger Wirkung«, so Adidas in seiner Pressemitteilung.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hatte zuvor von Adidas verlangt, die Geschäftsbeziehung mit Kanye West wegen wiederholter antisemitischer Äußerungen des Musikers sofort zu beenden.
»Die täglich neuen antisemitischen Entgleisungen des Rappers sind für die Jüdinnen und Juden in Deutschland und in aller Welt unerträglich«, sagte Schuster Dienstagfrüh. Deswegen müsse Adidas »seine Zusammenarbeit mit Kanye West umgehend einstellen«.
EINNAHMEN Die Entscheidung hat große finanzielle Auswirkungen für Adidas: Der Konzern schätzt, dass sie zu Mindereinnahmen von 250 Millionen Euro im Jahr 2022 führen könnte und damit zu einem deutlichen Rückgang des Nettogewinns.
Adidas sei der alleinige Inhaber aller Designrechte an bestehenden Produkten sowie an früheren und neuen Farbgebungen im Rahmen der Partnerschaft. Weitere Informationen sollen bei der bevorstehenden Bekanntgabe der Ergebnisse zum dritten Quartals des Konzerns am 9. November 2022 folgen.
Zuvor war West wegen wiederholter judenfeindlicher Ausfälle in die Kritik geraten. Auch Adidas wurde aufgefordert, die seit 2013 bestehende Kooperation mit dem Rapper zu beenden. Auch seine Ex-Frau Kim Kardashian hatte sich jüngst gegen jegliche Art von Antisemitismus gewandt. Etliche weitere Prominente äußerten sich ebenfalls. Der Vorsitzende der European Jewish Association, Menachem Margolin, forderte noch am Dienstag den Chef von Adidas in einem Brief auf, West umgehend »fallenzulassen«.
Der Rapper war in diesem Monat sowohl von Instagram als auch von Twitter wegen antisemitischer Kommentare zumindest vorübergehend gesperrt worden.
Vor einigen Wochen bereits hatte der deutsche Sportartikelhersteller angekündigt, man werde die Zusammenarbeit überprüfen. Aber erst am Dienstag traf das Management dann eine Entscheidung.
Die Talent-Agentur CAA hatte zuvor schon die Zusammenarbeit mit dem Rapper beendet. Die Produktionsfirma MRC Entertainment sagte die Veröffentlichung einer bereits fertiggestellten Doku über ihn ab. Die Bank JPMorgan Chase beendete ebenfalls ihre Zusammenarbeit mit dem 45-Jährigen. (mit dpa/ap)