Die scheidende Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan, wird im März mit dem Abraham-Geiger-Preis ausgezeichnet, wie das Potsdamer Abraham Geiger Kolleg mitteilt. Die Jury begründete ihre Entscheidung damit, dass es Schavan »ganz wesentlich zu verdanken« sei, »dass die jüdische Theologie nach fast 200 Jahren endlich als Fach an der deutschen Universität etabliert werden kann«.
Damit habe Schavan die Gleichberechtigung der jüdischen Theologie mit den christlichen Theologien und dem Islam hergestellt. »So hatte es sich unser Namensgeber Rabbiner Abraham Geiger schon Anfang des 19. Jahrhunderts gewünscht«, hieß es weiter.
Der Preis wird am 19. März in Potsdam verliehen. Laudator ist der Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften Berlin-Brandenburg, Christoph Markschies. Der Abraham-Geiger-Preis ist traditionell mit 10.000 Euro dotiert. Gemeinsam mit der Preisträgerin wurde vereinbart, mit dieser Summe an der neuen Potsdam School of Jewish Theology Deutschlandstipendien einzurichten.
Gleichstellung In ihrer Annahmeerklärung sagte Annette Schavan: »Ich bin davon überzeugt, dass die Theologien der drei großen Weltreligionen – des Judentums, des Islams und des Christentums – im Haus der Wissenschaft wichtig sind, und bin froh darüber, dass entsprechende Initiativen erfolgreich waren.« Die Universität Potsdam plant derzeit eine Einrichtung für jüdische Theologie mit fünf Professuren.
Dafür soll Ende Februar das brandenburgische Hochschulgesetz geändert werden, das bisher keine theologische Ausbildung an den staatlichen Hochschulen und Universitäten vorsieht. Der Wissenschaftsrat von Bund und Ländern hatte 2010 die Gleichstellung der jüdischen mit den christlichen Theologien empfohlen.
Schavan war am Samstag wegen der Aberkennung ihres Doktortitels durch die Universität Düsseldorf von ihrem Amt zurückgetreten. Der Fakultätsrat der Uni hatte den Entzug des Titels damit begründet, dass Schavan vorsätzlich zahlreiche Zitate nicht kenntlich gemacht und verwendete Bücher nicht angegeben habe. ja/epd