Nelson Mandela

Abschied von Madiba

Symbol seines Landes: Nelson Mandela Foto: dpa

»Nelson« war der Name, den seine erste – afrikanische – Lehrerin ihm gab. Es musste eben ein englischer Name sein. Rohlihlaha, der Name, den Nelson Mandela bei seiner Geburt im östlichen Kap am 18. Juli 1918 von seinem Vater erhielt und der etwa »Unruhestifter« bedeutet, zählte nicht. Es gab damals wenig Respekt für afrikanische Kultur. Die Lehrerin konnte nicht ahnen, dass in den 80er-Jahren Lord Nelsons Denkmal am Londoner Trafalgar Square Treffpunkt für Proteste gegen Nelson Mandelas Haft sein würde. Ebenso wenig, dass er der erste schwarze Präsident der Republik Südafrika (1994–1999) werden würde.

königsfamilie Mandela – Madiba, wie ihn seine Freunde und Verehrer nach seinem Stammesnamen nannten – wurde in die königliche Thembu-Familie der Xhosa geboren. Seine traditionelle Rolle als Häuptlingsberater lehnte er später ab. Er wollte die Afrikaner vereinen zum gemeinsamen Widerstand gegen den Rassismus der herrschenden weißen Klasse.

Er studierte an der elitären Afrikaner-Universität Fort Hare, wo er den späteren Präsidenten des African National Congress (ANC) Nationalheld Oliver Tambo, traf. Mit Tambo eröffnete Mandela die erste schwarze Rechtsanwaltspraxis in Johannesburg. 1956 kam er nach einem Volkskongress und der Verkündung der Freiheitscharta mit 155 anderen wegen Hochverrats vor Gericht. Alle Angeklagten wurden erst 1961 freigesprochen.

Das war nach dem Massaker von Sharpeville 1960, das zum ersten Mal der Politik der Apartheid internationale Schlagzeilen einbrachte. Mandela tauchte unter, verbrachte einige Zeit illegal im Ausland, wo er afrikanische Führer traf und militärisch ausgebildet wurde.

Nach seiner Rückkehr wurde er nach einiger Zeit im Untergrund festgenommen und zu drei Jahren Haft wegen illegalen Grenzübertritts verurteilt. 1964 war Mandela der Hauptangeklagte im Rivonia-Prozess. Er und sieben andere wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine berühmte Verteidigungsrede – »Ich bin bereit, für mein Ideal zu sterben« – war seine letzte öffentliche Äußerung bis 1990.

symbol Mandela versank nicht in Vergessenheit. Im Gefängnis auf Robben Island organisierte er trotz harter Arbeit und Schikanen ein vorbildliches, diszipliniertes Leben der politischen Gefangenen und forderte das Regime stets aufs Neue heraus. Der ANC im Exil und die Anti-Apartheidbewegung machten ihn zum Symbol des Kampfes gegen das rassistische System und zum bekanntesten Gefangenen der Welt. Die
Apartheid und Mandelas Inhaftierung wurden zu Dauerthemen internationaler Foren.

1988 wurde Mandela in das Victor-Verster-Gefängnis in Paarl in Einzelhaft transferiert, wo er Besucher, Telefonate und sogar einen Fax-Anschluss erhielt. Ein Jahr später entließ Präsident F. W. de Klerk die Rivonia-Gefangenen und legalisierte im Februar 1990 die schwarzen Parteien und den SACP. Am 11. Februar machte Nelson Mandela seine ersten Schritte als freier Mann. Am Tag seiner Freilassung hielt er eine Rede, in der er für Versöhnung mit der weißen Minderheit plädierte.

Im April 1994 fanden die ersten freien Wahlen statt. Der ANC errang einen überwältigenden Sieg. In Anwesenheit internationaler Staatsmänner trat Nelson Rohlihlaha Mandela, umjubelt von der Menge, sein Amt als erster schwarzer Präsident Südafrikas an. Nach Ende seiner Amtszeit 1999 zog er sich langsam aus dem öffentlichen Leben zurück, blieb aber für die Südafrikaner der symbolische Kitt, der sie vereinte.

Am 5. Dezember ist Nelson Mandela nach langer Krankheit 95-jährig gestorben. Südafrika ohne Madiba ist für seine Bürger ein fast undenkbares, anderes Land.

Ruth Weiss, 1924 in Fürth geboren, emigrierte 1935 mit ihrer Familie nach Südafrika, wo sie später als Journalistin arbeitete und sich an der Seite Nelson Mandelas gegen das Apart-heidssystem engagierte. Im Juni 2014 erscheint im VAT Verlag André Thiele ihr neuer Roman »Der jüdische Kreuzfahrer«.

Malerei

First Ladys der Abstraktion

Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zeigt farbenfrohe Bilder jüdischer Künstlerinnen

von Dorothee Baer-Bogenschütz  14.01.2025

Leipzig

»War is over« im Capa-Haus

Das Capa-Haus war nach jahrzehntelangem Verfall durch eine bürgerschaftliche Initiative wiederentdeckt und saniert worden

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

Krefeld

Gütliche Einigung über Campendonk-Gemälde

An der Einigung waren den Angaben nach die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), das Land NRW und die Kulturstiftung der Länder beteiligt

 13.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Mascha Kaléko

Großstadtdichterin mit sprühendem Witz

In den 20er-Jahren war Mascha Kaléko ein Star in Berlin. Die Nazis trieben sie ins Exil. Rund um ihren 50. Todestag erleben die Werke der jüdischen Dichterin eine Renaissance

von Christoph Arens  13.01.2025

Film

»Dude, wir sind Juden in einem Zug in Polen«

Bei den Oscar-Nominierungen darf man mit »A Real Pain« rechnen: Es handelt sich um eine Tragikomödie über das Erbe des Holocaust. Jesse Eisenberg und Kieran Culkin laufen zur Höchstform auf

von Lisa Forster  13.01.2025

Sehen!

»Shikun«

In Amos Gitais neuem Film bebt der geschichtsträchtige Beton zwischen gestern und heute

von Jens Balkenborg  12.01.2025

Omanut Zwillenberg-Förderpreis

Elianna Renner erhält Auszeichnung für jüdische Kunst

Die Schweizerin wird für ihre intensive Auseinandersetzung mit Geschichte, Biografie und Politik geehrt

 12.01.2025