Israel

Abschied von Amos Oz

Trauer um Amos Oz im Tzavta-Kulturzentrum in Tel Aviv Foto: copyright (c) Flash90

Israel hat sich am Montag von seinem bekanntesten Schriftsteller verabschiedet. Der schwarz umhüllte Sarg von Amos Oz wurde am Vormittag im Kulturzentrum Zavta in Tel Aviv öffentlich aufgebahrt. Dutzende Menschen gingen schweigend daran vorbei, einige weinten.

Staatspräsident Reuven Rivlin verabschiedete sich mit einer Traueransprache von »unserem geliebten Amos«. Er war Schulkamerad und Nachbar von Oz in Jerusalem. In seinem Werk habe Amos Oz »über uns alle geschrieben«, sagte Rivlin. Seine Bücher seien gleichzeitig persönlich und universell gewesen.

FAMILIE Die Tochter Fania Salzberger-Oz betonte, auch nach dem Tod von Oz werde seine Hoffnung auf Frieden und Versöhnung mit Israels arabischen Nachbarn und den Palästinensern weiterleben. Das persönliche Glaubensbekenntnis ihres Vaters sei in einem Gebot zusammenzufassen: »Du sollst nicht wehtun.« Auch die Enkelsöhne Dean und Nadav Salzberger verabschiedeten sich in emotionalen Ansprachen von ihrem Großvater. Bei der Trauerzeremonie waren viele Politiker anwesend, auch Kulturministerin Miri Regev.

Amos Oz wurde am Nachmittag in seinem Kibbuz Chulda beigesetzt - rund 40 Kilometer südöstlich von Tel Aviv. Seine Witwe Nily, gestützt von ihren Kindern und Enkelkindern, spielte am Grab auf einer Blockflöte.

Staatspräsident Reuven Rivlin verabschiedete sich mit einer Traueransprache von »unserem geliebten Amos«.

Oz war am Freitag im Alter von 79 Jahren gestorben. Die Tochter Fania Oz-Salzberger schrieb am Freitag bei Twitter: »Mein geliebter Vater, Amos Oz, ein wunderbarer Familienmensch, ein Autor, ein Mann des Friedens und der Mäßigung, ist heute nach einem kurzen Kampf mit Krebs friedlich eingeschlafen.« Oz sei im Kreise seiner Familie gestorben. »Möge sein gutes Erbe weiter die Welt verbessern.«

KONDOLENZSCHREIBEN Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte der Witwe Nily Oz. »Für Amos Oz war der Kampf gegen Gewalt und Fanatismus jeder Couleur – auch im eigenen Land – zum Lebensthema geworden. Die Sehnsucht nach Frieden war sein tägliches Ringen«, schrieb Steinmeier in seinem Kondolenzschreiben.

Bundesaußenminister Heiko Maas reagierte ebenfalls mit großer Trauer auf den Tod von Amos Oz. Mit dem Schriftsteller sei nicht nur ein großer Schriftsteller gestorben, »der mit seinen Geschichten auch in Deutschland unzählige Menschen fesseln konnte, sondern auch ein mutiger, unerschrockener Verfechter eines Friedens im Nahen Osten«.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erklärte: »Mit Amos Oz verliert die Welt viel zu früh einen wunderbaren Erzähler, der zahlreiche Schriftsteller Israels geprägt und uns allen eine Fülle an Geschichten geschenkt hat.« Zugleich sei Amos Oz ein unerschütterlicher Kämpfer für den Frieden und die Aussöhnung im Nahen Osten gewesen. »Sein Engagement und seine Romane sind sein Vermächtnis und für uns bleibende Verpflichtung.«

ROMAN Oz kam 1939 unter dem Namen Amos Klausner in Jerusalem als Sohn jüdischer Einwanderer aus der Ukraine zur Welt. Seine Mutter nahm sich das Leben, als er zwölf Jahre alt war. Das traumatische Erlebnis beschrieb er in seinem autobiografischen Roman Eine Geschichte von Liebe und Finsternis, der auch verfilmt wurde.

Der Vater dreier Kinder und mehrfache Großvater wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels (1992), dem Siegfried Unseld-Preis (2010) und dem Franz-Kafka-Preis (2013).

2014 erhielt er den erstmals vergebenen Siegfried-Lenz-Preis. In Deutschland war Oz sehr geachtet, er wurde mit Werken wie Mein Michael, Der perfekte Frieden, Black Box, Ein anderer Ort und Eine Frau erkennen bekannt.

Die israelische Besatzungspolitik hat Oz immer wieder scharf kritisiert. Gleichzeitig betonte er Israels Recht auf Selbstverteidigung. Die Schrecken des Krieges hatte Oz am eigenen Leib erfahren: Er kämpfte in einer Panzereinheit im Sechstagekrieg 1967 und dem Jom-Kippur-Krieg 1973.  ja/dpa/epd

Columbia University

»Eine große Gefahr für den Westen«

Der Hochschullehrer Ran Kivetz über anti-israelische Proteste, Morddrohungen gegen jüdische Dozenten und mögliche Folgen für die liberale Demokratie

von Detlef David Kauschke  05.01.2025

Kulturkolumne

Warum ich für meine Familie zwei WhatsApp-Gruppen brauche

Beide Gruppen nerven mich – und doch ist es gleichzeitig alles andere als selbstverständlich, mit allen in Echtzeit so kommunizieren zu können

von Laura Cazés  05.01.2025

Aufgegabelt

Heringssalat mit Roter Bete

Rezepte und Leckeres

 05.01.2025

2024

Hebräischer Vorname ist am beliebtesten bei deutschen Eltern

Gerade unter den beliebtesten Jungennamen sind einige biblischen Ursprungs

 03.01.2025 Aktualisiert

Filmbiografie

Erfolg in Blau - Miniserie über Levi Strauss

Die Jeans von Levi’s sind weltbekannt – doch wer kennt die Geschichte ihrer jüdischen Erfinder? Ein ARD-Mehrteiler erzählt von Levi Strauss und Jacob Davis

von Kathrin Zeilmann  03.01.2025

Debatte

Musk-Beitrag in der »Welt«: Idee kam von Springer-Aufsichtsrat

Die Hintergründe

 03.01.2025

Familie

»Ich vertraue deinem Gewissen«

Die 18-jährige Tochter des israelischen Schriftstellers Eshkol Nevo wird zum Wehrdienst eingezogen – auf eigenen Wunsch in eine Kampfeinheit. Der Vater schreibt ihr einen Brief

von Eshkol Nevo  03.01.2025

Gaza

Von der Welt vergessen

Seit 455 Tagen befindet sich das israelische Kleinkind Kfir Bibas mit rund 100 anderen Geiseln in der Gewalt der Hamas. Wo bleibt der Aufschrei?

von Georg M. Hafner  03.01.2025

Imanuels Interpreten (3)

Allee Willis: Die bekannteste Unbekannte

Sie ist die Unbekannte hinter Songs, von denen einige die Welt im wahrsten Sinne des Wortes bewegt haben. Ihr Motto: »Der Text darf nie mit dem Groove kollidieren.«

von Imanuel Marcus  03.01.2025