Der israelische Schriftsteller Amos Oz ist beim evangelischen Kirchentag mit dem Abraham-Geiger-Preis ausgezeichnet worden. Oz sei ein Mann, »der fest an die Fähigkeiten von Menschen glaubt, die Welt zum Besseren zu verändern«, sagte der Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs, Rabbiner Walter Homolka, am Donnerstag in Berlin. Mit seinem Einsatz für Offenheit, Toleranz und Freiheit habe sich der Schriftsteller um den Pluralismus im Judentum verdient gemacht.
Der Preis erinnert an den großen Denker des liberalen Judentums Abraham Geiger (1810–1874). Die Auszeichnung würdigt Verdienste um das Judentum in seiner Vielfalt.
Perspektiven Bei der Preisverleihung im »Zentrum Juden und Christen« auf dem Kirchentag bezeichnete der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman die Literatur von Oz als einen Gewinn für die deutsch-israelischen Beziehungen, da sie neue Perspektiven eröffne.
»Beim Hören des Namens Amos Oz bekommen die Deutschen glänzende Augen«, sagte Handelsman. Der Intellektuelle sei jemand, der sich immer einmische und auch nicht mit Kritik an seinem eigenen Land spare.
Laudator Klaus Lederer (Linke), Kultursenator von Berlin, lobte Oz für seine Art, gesellschaftliche Misstände offen anzusprechen. Nach dem Sechstagekrieg im Jahr 1967 sei der Israeli einer der ersten gewesen, die sich für eine Zweistaatenlösung ausgesprochen haben.
Konflikt Auch prangere Oz »die Entmenschlichung der Sprache an, auf welcher Seite eines Konflikts er sie auch vorfindet«, erklärte Lederer.
Der Israeli nahm den Preis sichtlich gerührt an. Er forderte dazu auf, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, um so mit ihnen in einen Dialog zu treten. Als oftmals scharfer Kritiker der israelischen Regierung betonte er zugleich, dass er keinen Dialog mit Menschen führe, die dem Staat Israel sein Existenzrecht absprechen. epd