Medien

Abgeordnete pochen auf weitere Maßnahmen

Der aus Steuermitteln finanzierte Sender sah sich in jüngster Zeit schweren Vorwürfen ausgesetzt. Foto: imago images/blickwinkel

Aus den Reihen des Bundestags werden Forderungen nach deutlichen Konsequenzen aus den Antisemitismus-Fällen bei der Deutschen Welle (DW) erhoben.

Intendant Peter Limbourg habe strukturelle Verbesserungen bei Rekrutierung, Schulung und Personalmanagement angekündigt, sagte der medienpolitische Sprecher der Grünen, Erhard Grundl, am Mittwoch nach einer Sitzung des Ausschusses für Kultur und Medien zum Thema. »Die Erwartung sind hoch, dass er hier liefert.« Auch wenn der externe Prüfbericht keinen »strukturellen Antisemitismus« in der Arabisch-Redaktion festgestellt habe, sei es mit der Entlassung einzelner Mitarbeiter nicht getan.

zehn-punkte-plan Der medienpolitische Sprecher der SPD, Helge Lindh, sagte, der von der Leitung des deutschen Auslandssenders vorgelegte Zehn-Punkte-Plan sei nicht ausreichend. So sei etwa die Frage, welche Strategie man bei der Zusammenarbeit mit Medienpartnern – sogenannten Distributoren – verfolge und wie man diese kontinuierlich bewerte. Auch sollte es mehr feste statt freie Mitarbeitende geben. Whistleblower sollten geschützt agieren können.

Insbesondere bei der Deutsche-Welle-Akademie und ihren Partnern gebe es noch einiges zu tun. Es sei nötig, im Innern ein Klima des Vertrauens aufzubauen, sagte Lindh. »Organisationen brauchen eine Kritik- und Fehlerkultur und ein Konfliktmanagement.«

Petra Sitte von der Linksfraktion sagte, der Prüfbericht stelle einen Bedarf an strukturellen personellen Veränderungen fest, der über die konkret untersuchten Vorwürfe hinausgehe. »Dabei wird insbesondere das unausgewogene Verhältnis von freien und festen Mitarbeitenden als Problem benannt – das hat unserer Auffassung nach Aufmerksamkeit verdient.«

Die Vize-Vorsitzende der Unionsfraktion, Dorothee Bär (CSU), und die medienpolitische Sprecherin der Fraktion, Christiane Schenderlein (CDU), nannten den eingeschlagenen Weg der DW-Intendanz richtig. Die Sachlage erfordere konkrete Schritte. Das vorgestellte Maßnahmenpaket sei »ausdrücklich zu begrüßen«.

Voraussetzung für eine Zusammenarbeit müsse die Anerkennung des Existenzrechts Israels und eine klare Ablehnung von Holocaust-Relativierung sein. Bei der Rekrutierung und Weiterbildung von Mitarbeitenden sei noch stärker auf eine wertebasierte Grundeinstellung zu achten. Man habe Vertrauen in den weiteren Prozess. Der Austausch über die Umsetzung der Reformen solle im Spätsommer fortgeführt werden.

vorwürfe Im Dezember 2021 wurden Vorwürfe gegen einige Mitarbeitende der Arabisch-Redaktion sowie freie Mitarbeitende der DW im Ausland laut. Sie sollen sich in sozialen Medien oder in anderen Publikationen offen anti-israelisch oder antisemitisch geäußert haben.

Außerdem wurde Kritik an einer anti-israelischen oder antisemitischen Haltung von Kooperationspartnern der DW im arabischen Raum geäußert. Insgesamt wollen die meisten Fraktionen die Arbeit der Welle stärken. Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP ist festgehalten, den Sender und die Akademie weiter auszubauen. kna

Doku

Über eine weitreichende Unwahrheit

»W. – was von der Lüge bleibt« (2020) nähert sich der Lebensgeschichte von Bruno Dösekker alias Wilkomirski, der die Identität eines Schoa-Überlebenden annahm

von Silvia Bahl  16.01.2025 Aktualisiert

Kino

»Wie eine Art Heimkehr«

Schauspielerin Jennifer Grey über den Film »A Real Pain« und Dreharbeiten in Polen

von Patrick Heidmann  16.01.2025

Nachruf

Der Soziologe und das »Gedächtnistheater«

Eine persönliche Erinnerung an Y. Michal Bodemann, der sich unter anderem mit Erinnerungspolitik in Deutschland beschäftigte

von Janine Cunea  16.01.2025

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 18. bis zum 27. Januar

 16.01.2025

Freiburg

Kurde aus Syrien eröffnet israelisches Restaurant

Der Besitzer wird schon länger bedroht. Er lässt sich jedoch nicht abschrecken

von Christian Böhmer  16.01.2025

Malerei

First Ladys der Abstraktion

Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zeigt farbenfrohe Bilder jüdischer Künstlerinnen

von Dorothee Baer-Bogenschütz  15.01.2025

Frankreich

Iris Knobloch bleibt Präsidentin des Filmfestivals Cannes

Sie ist die erste Frau an der Spitze des Festivals

 15.01.2025

London

Autor Neil Gaiman weist Vorwürfe sexueller Übergriffe zurück

Im »New York Magazine« werfen mehrere Frauen dem britischen Fantasy- und Science-Fiction-Autor entsprechende Taten vor. Nun äußert sich der 64-Jährige

 15.01.2025

Literatur

Die Heimatsuchende

Vor 50 Jahren starb Mascha Kaléko. Ihre Dichtung bleibt erschreckend aktuell

von Nicole Dreyfus  15.01.2025