Antisemitismus

Aachener Kunstpreis nun doch an Walid Raad?

Trotz des Rückzugs der Stadt nach Vorwürfen gegen den Preisträger wird offenbar an der Vergabe festgehalten

 02.10.2019 16:00 Uhr

Werk von Walid Raad: Der libanesische Künstler versperrte im Jahr 2016 die ehemalige Synagoge von Pulheim und schüttete sie mit Erde auf. Foto: dpa

Trotz des Rückzugs der Stadt nach Vorwürfen gegen den Preisträger wird offenbar an der Vergabe festgehalten

 02.10.2019 16:00 Uhr

In Aachen herrscht Uneinigkeit über die Vergabe des Kunstpreises. Trotz des Rückzugs der Stadt nach Antisemitismusvorwürfen gegen den Preisträger Walid Raad wolle man an der Auszeichnung des libanesisch-amerikanischen Künstlers festhalten, sagte Michael Müller-Vorbrüggen vom Verein Freunde des Ludwig Forums am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Trotz Recherche habe man keinen Nachweis für eine antisemitische Haltung des Fotokünstlers finden können.

Am Montag hatte die Stadt Aachen die Kooperation mit dem Kunstverein bei der Preisverleihung für dieses Jahr abgesagt. Laut Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) erhielt die Stadt Hinweise, dass Raad Anhänger der israelkritischen Organisation BDS (Boykott-Deinvestitionen-Sanktionen) sei und sich mehrfach an Maßnahmen zum kulturellen Boykott Israels beteiligt habe. Raad habe eine Unterstützung der Bewegung auf Nachfrage der Stadt nicht ausräumen wollen und sich auch nicht von der Bewegung distanziert.

ANTISEMITISCH Vom Landtag Nordrhein-Westfalen wurde der BDS als abenso israelfeindlich wie antisemitisch eingestuft. Auch der Bundestag verurteilte die BDS-Kampagne und ihren Aufruf zum Boykott israelischer Waren als antisemitisch.

Man respektiere die Entscheidung der Stadt, teilte der Kunstverein mit. Die Freunde des Ludwig Forums seien allerdings ein Kunstverein und hätten »keine politische Bewertung vorzunehmen«, sagte Müller-Vorbrüggen.

Der Preis soll am 13. Oktober vergeben werden. Die Verleihung darf allerdings nicht in städtischen Räumen stattfinden.

Der Verein bekenne sich selbstverständlich zum Existenzrecht Israels und stelle sich gegen jede Form von Antisemitismus. »Wir unterscheiden diese Haltung aber vom Recht, die derzeitige Politik Israels zu kritisieren, was Walid Raad getan hat«, teilte der Verein mit.

KRITISCH Über die Vergabe des Preises wurde bereits im vergangenen Jahr entschieden. Mit seinen Fotografien, Videos, Installationen, Performances und Skulpturen setze sich Raad unter anderem mit den Themen Geschichte und kollektive Erinnerung sowie Tradition und Kunst auseinander, hieß es vonseiten der Jury.

Man habe sich unter anderem aufgrund seiner »dezidiert politisch-kritischen Haltung gegenüber Machtstrukturen im Allgemeinen« einstimmig für die Auszeichnung Raads entschieden. Der Preis soll am 13. Oktober vergeben werden. Die Verleihung darf allerdings nicht in städtischen Räumen stattfinden.

Der Verein bekenne sich selbstverständlich zum Existenzrecht Israels und stelle sich gegen jede Form von Antisemitismus, heißt es.

Die Auszeichnung wird von dem Kunstverein, der Staat Aachen und der Aachener Wirtschaft vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert. Der Preis geht alle zwei Jahre an einen Künstler, dessen Werk der internationalen Kunstszene nachhaltige Impulse gibt.

NELLY-SACHS-PREIS Im Ruhrgebiet gab es zuletzt einen ähnlichen Fall: Die Stadt Dortmund vergibt ihren Nelly-Sachs-Preis nun doch nicht an die Autorin Kamila Shamsie, die sich an Boykottaufrufen gegen Israel beteiligte.

Auch Shamsie setzt sich für die ebenso israelfeindliche wie in ihren Handlungen und Zielen antisemitische BDS-Bewegung ein, die Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will.  epd/ja

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