Wie schon im Vorjahr, ehrte die Israelisch-Deutsche Gesellschaft (IDG) Asher Ben-Natan, den ersten Botschafter Israels in Deutschland. Auch dieses Mal versammelten sich mehr als 170 Gäste im Tel Aviver Dan-Panorama-Hotel, um eine Bilanz der gegenwärtigen bilateralen Beziehungen zu ziehen, Zukunftsperspektiven für deren weiteren Ausbau zu diskutieren und natürlich Ben-Natan, 1921 in Wien als Artur Piernikarz geboren, und seine diplomatischen Verdienste zu würdigen.
»Artur ist aus einem Holz geschnitzt, das es heute in der Diplomatie nicht mehr gibt«, so Ilan Ben Dov, Direktor der Abteilung Westeuropa im israelischen Außenministerium. »Wir haben alle noch sehr viel von ihm zu lernen.«
Unter den Gästen waren hochrangige Freunde und Mitglieder der IDG, der DIG (Deutsch-Israelische Gesellschaft) und der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie eine aus Deutschland angereiste Delegation der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB), die zeitgleich mit der Asher-Ben-Natan-Konferenz das 50-jährige Bestehen ihrer Israel-Bildungsreisen feierte.
konstruktive Verwirrung »Während der ersten Studienreise im Jahr 1963 bestanden auf beiden Seiten noch zahlreiche Berührungsängste«, sagte BPB-Präsident Thomas Krüger, »heute ist es ein fester Bestandteil unseres Programms. Wir bemühen uns darum, ein differenziertes Bild Israels in Deutschland zu vermitteln und bestehende Vorurteile aufzubrechen. Die Teilnehmer erfahren Widersprüche und gewinnen Erkenntnisse. Nach zehn Tagen hier ist es eine konstruktive Verwirrung, die sie erkennen lässt, dass Israel nicht einfach in irgendeine Schublade passt.«
Grisha Alroi-Arloser, Präsident der IDG, hält die Kooperation mit der BPB für einen wichtigen Beitrag, um bei deutschen Entscheidungsträgern Bewusstsein zu schaffen: »Wir sind eine kleine Gruppe und müssen darum eng zusammenarbeiten. In Zukunft wird sich auch die DIG für mehr Unterstützung von deutscher Seite engagieren, sodass diese Konferenz eines Tages zu einem Gemeinschaftsevent unserer beiden Organisationen werden wird.«
Nachholbedarf Das versprach auch DIG-Präsident Reinhold Robbe. Seiner Einschätzung nach besitze Deutschland aus israelischer Sicht mittlerweile einen hohen Stellenwert und sei nicht mehr durch seine Geschichte vorbelastet. »Umgekehrt ist es eher ambivalent«, so Robbe, »für die Deutschen ist das Thema Israel von allen möglichen Vorurteilen durchsetzt. Der Grund dafür ist eine große Uninformiertheit über dieses Land. Da besteht für die Deutschen mächtig Nachholbedarf.
Viele Bürger können sich gar nicht vorstellen, wie die Menschen hier in einer Demokratie, umgeben von so vielen politischen Problemen, leben. Ich sage dann immer, sie sollen sich anstelle Polens Ägypten oder Syrien als ihr Nachbarland vorstellen.« Der beste Weg, Israel kennenzulernen, sei es, selbst in das Land zu kommen, »denn jeder junge Mensch, der hier ein Praktikum oder Volontariat gemacht hat, kommt positiv verändert zurück«, erklärte Robbe. »Diese Dinge müssen wir im Sinne Ben-Natans weiterhin ausbauen.«
Der 92-jährige Namensgeber der Konferenz war in diesem Jahr übrigens nicht selbst dabei. Er war auf den Spuren seiner Familiengeschichte in Wien und Berlin unterwegs.