Kino

40 Jahre »The Breakfast Club«

Zwölf Stunden Zeit für einen Aufsatz über sich selbst? Szene aus »The Breakfast Club« Foto: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

Das ist die Geschichte von fünf völlig verschiedenen Teenagern, die man fast überall auf der Welt in einer Schulklasse finden kann. Die Geschichte eines Films, der die Jugend der 1980er-Jahre so beeinflusste wie kein anderer. Und die Geschichte eines Witzes, dessen Pointe der Erfinder mit in sein Grab genommen hat. The Breakfast Club von John Hughes ist laut Fachblatt »Entertainment Weekly« der »beste Highschool-Film aller Zeiten«.

Jedes Jahr begehen seine Fans in den sozialen Netzwerken den 24. März. Denn ähnlich wie der James-Joyce-Roman «Ulysses» den 16. Juni 1904 in Dublin beschreibt, zeigt der Film mit dem deutschen Titel Der Frühstücksclub den 24. März 1984. 

Am 24. März feiern Fans den Film.

Vor 40 Jahren versammelten sich also laut den Worten der Erzähler-Stimme samstags »ein Schlaukopf, ein Muskelprotz, eine Ausgeflippte, eine Prinzessin und ein Freak« in einer Highschool in Illinois zum Nachsitzen. Sie alle sollen in knapp zwölf Stunden einen Aufsatz mit dem Titel »Wer ich bin« schreiben.

Die Komödie, die 1985 dann in die Kinos kam, war für die Jung-Schauspieler Molly Ringwald, Emilio Estevez, Anthony Michael Hall und Ally Sheedy ein riesiger Karriereschritt. Für Judd Nelson, der den coolen John Bender spielte, blieb es sein mit Abstand bekanntester Film.

Gemessen an heutigen Kinofilmen geschieht in The Breakfast Club irrwitzig wenig. Die Zwangsgemeinschaft, die sich auf dem Schulflur nie gegrüßt hat, lümmelt die meiste Zeit auf Schulmöbeln herum und wirft sich kleinere und größere Gemeinheiten an den Kopf. Ständig ist die Gruppe vor dem Vize-Rektor auf der Flucht, der sie nicht auf dem Gang erwischen darf. 

Die fünf kiffen, tanzen, reden. Höhepunkt des Films ist ein 18-minütiger Seelenstriptease, bei dem von Jungfräulichkeit und wie man sie verliert über Leistungsdruck oder Mobbing bis hin zu Suizidgedanken alles ungeschönt auf den Tisch kommt. Es ist exzellent gespielt und wirkt authentisch. Dass in einem Film mit FSK 12 das Wort »Wichser« fällt, war damals eine kleine Sensation. Nach etwa zwei Dritteln sagt Muskelpaket Andrew: »Mein Gott! Werden wir etwa wie unsere Eltern?« Doch die Antwort der Gruppe im Straf-Aufsatz wird eine andere sein.

Kultstatus gewann der Film mit den Jahren, erste Kritiken waren zwar überwiegend positiv, aber nicht begeistert. Die »New York Times« schrieb: »Es gibt einige gute Jungdarsteller in The Breakfast Club, obwohl manchen von ihnen unspielbare Rollen zugeteilt wurden.« Der Artikel nannte dabei Judd Nelson, der in den gut 90 Minuten eine Klaviatur zwischen nettem Kiffer, Rebell, Schulhofmobber und Psychopathen an den Tag legte. Er kommt auch einer jüdischen Familie. Sein Vater war der erste jüdische Präsident des Portland Symphony Orchestras, weiß das Online-Lexikon Wikipedia. Ausgebildet wurde er in Stella Adlers Schauspielschule »Method Acting«. Adler selbst kam aus einer Schauspiel-Dynastie, die sich unter anderem mit Yiddischem Theater einen Namen machte. Nelson blieb konsequent in seiner Rolle und benahm sich laut »Wall Street Journal« auch nach der letzten Klappe wie ein wütender Schüler am Set. 

Die fünf kiffen, tanzen, reden.

Vielleicht trug diese Echtheit dazu bei, dass gerade die Figur des Bender so ikonisch wurde. Zeichner Matt Groening benannte den sinistren Roboter in »Futurama« nach ihm. Der zitierte Ausruf »Eat my Shorts!« in »Die Simpsons« ist seine zweite Verbeugung vor dem Film.

Am bemerkenswertesten ist aber der Erfolg, den der Look von Judd Nelson hatte. Wie Fan-Foren erfahren haben wollen, trägt er in dem Film die Kleidung, die er zum Vorsprechen getragen hat: Rotes Holzfällerhemd mit abgeschnittenen Ärmeln zu weißen Longsleeves. Dazu Jeansjacke, einen grauen Fischgrät-Mantel und schwarze Handschuhe mit gekappten Fingern wie ein Clochard. Dieser Look war unter Schülern noch bis tief in die 90er beliebt.

Die Komödie, die gerade einmal eine Million Dollar gekostet hat, spielte laut der Website Box Office Mojo mehr als 50 Millionen Dollar ein und machte das Titellied »Don’t You (Forget About Me)« von den Simple Minds zum Welthit. Wer ihn heute schauen will, findet ihn als Blu-ray und DVD oder zum Streamen als Kauf- oder Leihvideo bei Prime Video, Apple TV oder im Sky Store. 

Wie endet Benders Witz?

Bis heute haftet dem Film ein Geheimnis an. Während er durch einen Lüftungsschacht robbt, erzählt Bender sich selbst einen anzüglichen Witz: »Eine nackte Blondine kommt in eine Bar, unter dem einen Arm einen Pudel, unter dem anderen Arm eine irrsinnig lange Salami. Sagt der Barmann: »Ich vermute, sie wollen nichts trinken?« Sagt die Blondine...« In dem Moment kracht der Schüler durch die Deckenverkleidung. 

Bis heute rätseln Fans über das Ende des Witzes. Drehbuchautor und Regisseur John Hughes kann man leider nicht mehr fragen. Er starb im Jahr 2009. (mit kat)

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. Februar bis zum 27. Februar

 21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Bayern

NS-Raubkunst: Zentralrat fordert schnelle Aufklärung

Der Zentralrat der Juden verlangt von den Verantwortlichen im Freistaat, die in der »Süddeutschen Zeitung« erhobenen Vorwürfe schnell zu klären

 20.02.2025

Kolumne

Unentschlossen vor der Wahl? Sie sind in guter Gesellschaft – mit Maimonides

Der jüdische Weise befasste sich mit der Frage: Sollten wir als Kopfmenschen mit all unserem Wissen auch bei Lebensentscheidendem dem Instinkt vertrauen?

von Maria Ossowski  20.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

NS-Unrecht

Jüdische Erben: »Bayern hat uns betrogen« - Claims Conference spricht von »Vertrauensbruch«

Laut »Süddeutscher Zeitung« ist der Freistaat im Besitz von 200 eindeutig als NS-Raubkunst identifizierten Kunstwerken, hat dies der Öffentlichkeit aber jahrelang verheimlicht

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Literatur

»Die Mazze-Packung kreiste wie ein Joint«

Jakob Heins neuer Roman handelt von einer berauschenden Idee in der DDR. Ein Gespräch über Cannabis, schreibende Ärzte und jüdischen Schinken

von Katrin Richter  20.02.2025

Berlinale

Auseinandergerissen

Sternstunde des Kinos: Eine Doku widmet sich David Cunio, der am 7. Oktober 2023 nach Gaza entführt wurde, und seinem Zwillingsbruder Eitan, der in Israel auf ihn wartet

von Ayala Goldmann, Katrin Richter  19.02.2025

Berlin

»Sind enttäuscht« - Berlinale äußert sich zu Antisemitismus-Skandal

»Beiträge, die das Existenzrecht Israels infrage stellen, überschreiten in Deutschland und auf der Berlinale eine rote Linie«, heißt es in einer Erklärung des Festivals

von Imanuel Marcus  19.02.2025