Bis Mitte Februar waren die Puppe Inge und weitere 15 Objekte, die Zeitzeugen gehörten, im Bundestag zu sehen. Nun zieht die Wanderausstellung weiter ins Essener UNESCO-Welterbe Zollverein. Gezeigt wird sie vom Freundeskreis Yad Vashem e. V., der Internationalen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem und der Stiftung Zollverein in Kooperation mit dem Ruhr Museum.
Lore Mayerfeld bekam Inge einst von ihren Großeltern geschenkt, die später von den Nazis ermordet wurden. Sie trägt den Schlafanzug, den Lore in der Pogromnacht trug. Die frühere Kasselerin, die bis 1991 in den USA lebte und dann nach Israel zog, ist nun 86 Jahre alt.
Vor einigen Jahren übergab sie ihre Puppe Inge an Yad Vashem, die offizielle Holocaust-Gedenkstätte Israels. Nun, rund 84 Jahre nach der Pogromnacht, kommt die Puppe mit der Wanderausstellung »16 Objekte« nach Deutschland zurück.
Letzter Wunsch Dani Dayan, der Vorsitzende von Yad Vashem, war im Januar zur Eröffnung der Exposition erstmals nach Deutschland gereist. »Mit der Ausstellung wollen wir sicherstellen, dass der letzte Wunsch der Opfer des Holocaust erfüllt wird und die Welt erfährt, wer sie waren und warum sie ermordet wurden«, sagte er damals in Berlin.
Die ausgestellten Objekte mögen auf den ersten Blick simpel erscheinen. Sie beeindrucken aber umso mehr, sobald man ihre Geschichte kennt. Dies gilt auch für das Familienklavier der Familie Margulies aus Chemnitz, der es gelang, im März 1939 nach Palästina zu fliehen. Wäre das Instrument eine Flöte gewesen, so hätte es mitfliegen können. Das Klavier wurde verschifft. Mit »16 Objekte« ist es zeitweilig zurück in Deutschland.
Yad Vashem hat eine enorme Sammlung von 42.000 Artefakten. Eine kleine Auswahl ist nun zum 70. Jubiläum der Gründung von Yad Vashem nach Deutschland überstellt worden. Zwischen jedem einzelnen der in der Ausstellung befindlichen 16 Objekte und Deutschland besteht laut Dani Dayan eine Verbindung. Sie stehen exemplarisch für je ein Bundesland.
In Stuttgart spielte Anneliese Dreifuss als kleines Mädchen mit ihrer hochwertigen Keramikküche. Dreifuss konnte die Küche mit in die Emigration in die Vereinigten Staaten nehmen. Sie wird nun ebenfalls in Essen ausgestellt, ebenso wie der Tora-Schrein, den Leon Cohen aus Hamburg einst selbst anfertigte, bevor er nach Auschwitz deportiert wurde.
Ein Fragment einer Fahne des Jugendbundes Maccabi Hatzair ist ebenfalls Teil der »16 Objekte«. Als sie 1943 deportiert werden sollten, zerrissen Mitglieder die Fahne und versprachen sich gegenseitig, sie würden sich in Palästina wieder treffen. Annelise Borinski war die einzige, die es schaffte, ihr Stück Fahne nach der Befreiung nach Israel zu bringen. ja