48 Stunden ohne? Unter dem Hashtag #NoSafeSpaceForJewHate wollen Tausende ab Montag morgen für zwei Tage alle Aktivitäten in den sozialen Netzwerken einstellen, um gegen Hass und Hetze dort zu protestieren und die zögerliche Haltung der Plattform-Betreiber anzuprangern, hetzerische und insbesondere antisemitische Inhalte zu löschen.
Jüngster Anlass war eine Serie von judenfeindlichen Tweets des britischen Rappers Wiley am Wochenende, die vor allem in Großbritannien Empörung ausgelöst hatte.
SPERRE Zwar wurde Wiley von Twitter mit einer siebentägigen Sperre belegt und eine Reihe seiner antisemitischen Tweets gelöscht. Es brauchte allerdings fast 48 Stunden, bis die Verantwortlichen bei Twitter sich zu diesem Schritt durchrangen.
Großbritanniens früherer Oberrabbiner Lord Jonathan Sacks ist einer der Prominenten, die sich dem Boykott angeschlossen haben. Auf seinem Twitter-Account schrieb der 72-Jährige am Sonntagabend: »Gemeinsam mit anderen im Vereinigten Königreich & weltweit werde ich meine Aktivität in den sozialen Netzwerken ab morgen, 9 Uhr, 48 Stunden lang einstellen. Ich fordere die Betreiber der sozialen Netzwerke auf, ihrer Verantwortung im Hinblick auf Hate Speech auf ihren Plattformen besser gerecht zu werden.« Dann markierte Sacks noch die Handle von Twitter-Chef Jack Dorsey und nannte außerdem die Betreiber Facebook und Instagram beim Namen.
Auch der Nachfolger von Sacks, der amtierende britische Oberrabbiner Ephraim Mirvis, beteiligt sich an der Protestaktion, ebenso wie die Schauspielerin Tracy-Ann Oberman und namhafte britische Politiker. Mirvis veröffentlichte am Sonntag zudem einen offenen Brief an Dorsey und an Facebook-Chef Mark Zuckerberg.
Darin schrieb er, Twitter und andere soziale Netzwerke hätten es zugelassen, dass ihre Plattformen zu »Rückzugsorten für Hass und Vorurteilen« geworden seien. Der Oberrabbiner sprach von einem »beklagenswerten Mangel an Führungsverantwortung« in den Chefetagen der beiden führenden sozialen Netzwerke und warf Zuckerberg und Dorsey vor: »Ihre Untätigkeit ist gleichbedeutend mit Komplizenschaft.«
Auch die britische Innenministerin Priti Patel fand deutliche Worte. Die sozialen Netzwerke müssten bei Hassrede viel schneller handeln, schrieb sie auf Twitter. Es sei ihr unverständlich, warum Wileys Botschaften so lange nach Veröffentlichung auf der Plattform belassen wurden, so Patel.