»Israel ist ein Besatzerland, das Palästina unterjocht.« Damit rechtfertigte Ebrahim Ebrahim, der südafrikanische Vizeminister für Internationale Beziehungen, kürzlich seine Reisewarnung, in der er Südafrikanern »abrät«, Israel zu besuchen. Ebrahims Aussage löste einen diplomatischen Disput aus. Auch die jüdische Gemeinde am Kap verurteilte seine Worte. Viele sehen darin einen Trend: Südafrika solidarisiere sich zunehmend mit den besetzten palästinensischen Gebieten. Viele werfen der Regierung mittlerweile einen Boykott Israels vor.
»Diese Haltung ist diskriminierend, kontraproduktiv und widerspricht den Beziehungen, die Südafrika mit Israel unterhält«, teilte die South African Zionist Federation mit. Der Chef der Christlich-Demokratischen Partei sprach von »Antisemitismus«. Die israelische Regierung zeigte sich schockiert. Ihr Botschafter in Südafrika, Dov Segev-Steinberg, sagte, jetzt sei die Katze aus dem Sack. Er fordert nun eine Erklärung von Präsident Jacob Zuma.
alleingang Zunächst blieb unklar, ob Ebrahim im Namen der Regierung oder im Alleingang gehandelt hat. Südafrika unterhält volle diplomatische Beziehungen zu Israel, die sich in letzter Zeit aber verschlechtert haben. David Jacobson, Leiter des Jewish Board of Deputies in Kapstadt, sagte der Jüdischen Allgemeinen: »Es ist unklar, ob Ebrahim Präsident Zumas Unterstützung hat. Da er in seiner Funktion als Vizeminister sprach, müssen wir aber annehmen, dass er die Ansichten der Regierung vertritt.«
Die jüdische Gemeinde fordert außerdem eine Aufklärung über die besondere Kennzeichnung von Produkten aus dem Westjordanland. Diese hatte der südafrikanische Handelsminister Rob Davies im Juni vorgeschlagen. Seinem Ministerium zufolge handelt es sich dabei um Konsumentenschutz, doch der zweite Vizeminister für Internationale Beziehungen sagte, der Zweck sei es, »wirtschaftlichen Druck auf Israel auszuüben«. Kritiker fürchten, auch Ebrahim spiele jenen den Ball zu, die ein Boykott gegen Israel fordern. Viele Südafrikaner, darunter Erzbischof Desmond Tutu, unterstützen die Kampagne »Boycott, Divestment and Sanctions« und die »Israeli Apartheid Week«.