Herr Eliezer, seit einer Woche wüten Waldbrände in Griechenland. Inwiefern ist die jüdische Gemeinde Ihres Landes davon betroffen?
Wir sind genauso wie die gesamte griechische Bevölkerung davon betroffen. Das heißt, wir alle sind schockiert vom Ausmaß des Feuers: dass es Tausende Tiere getötet und Hunderte Häuser zerstört und eine so riesige Fläche Wald vernichtet hat. Stellen Sie sich vor: Innerhalb einer Woche sind fast zehn Prozent der griechischen Wälder verbrannt!
Ganz unmittelbar betroffen ist die Gemeinde aber offenbar nicht.
Nein, alle jüdischen Gemeinden, die es im Land gibt, befinden sich weit genug entfernt von den Bränden.
Haben einzelne Mitglieder Ihrer Gemeinde Eigentum verloren, ein Sommerhäuschen auf dem Land, in Euböa oder auf dem Peloponnes?
Nein, bis jetzt nicht.
Wie können Sie in dieser Situation helfen?
Die jüdische Gemeinde Athen hat Anfang der Woche Verbandsmaterial und Medikamente, wie zum Beispiel Elektrolyte, für die Feuerwehrleute gespendet sowie Lebensmittel und Wasser für die Kommunalverwaltungen in den von den Waldbränden betroffenen Gebieten. Wir haben alles zum Hauptquartier der Feuerwehr gebracht, jetzt wird es vor Ort verteilt.
Haben Gemeindemitglieder Menschen aus den evakuierten Gebieten zu Hause aufgenommen?
Das könnte sein, aber genau weiß ich es nicht. Die Regierung und die kommunalen Verwaltungen koordinieren die Unterbringung und all das, was die Menschen aus diesen Orten brauchen. Aber wer helfen kann, der hilft. In einer solchen Situation bedarf es nicht des Aufrufs der Regierung, solidarisch zu sein. Alle sind voller Mitgefühl und engagieren sich.
Tausende Freiwillige aus dem ganzen Land sind in die Gegenden gereist, wo die Feuer wüten, um zu helfen. Sind darunter auch Mitglieder Ihrer Gemeinde?
Ja, etliche unserer Leute unterstützen zum Beispiel vor Ort die Feuerwehrleute. Sie sind zuvor unterwiesen worden, wie sie das tun können.
Und andere?
Andere – ja, das ist durchaus eine größere Zahl – sind Mitglieder von Tierschutzorganisationen. Sie sind in die Waldbrandgebiete gereist, um dort Tiere zu retten: sowohl Haus- und Nutztiere in den kleinen Städten und Dörfern als auch wilde Tiere in den Wäldern. Es ist traurig, dass dennoch viele Tiere vom Feuer getötet wurden. Aber anders als bei den großen Waldbränden in den vergangenen Jahren gibt es diesmal, Gott sei Dank, keine Menschenleben zu beklagen.
Mit dem Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Griechenland sprach Tobias Kühn.