Wirtschaft

Wie Mark Zuckerberg immer wieder öffentlich um Entschuldigung bittet

Mark Zuckerberg Foto: picture alliance/dpa

Am Mittwoch (Ortszeit) war es wieder so weit: Mark Zuckerberg sagte Sorry. »Es tut mir leid, was Sie durchgemacht haben«, betonte der Chef des Internetkonzerns Meta während einer Senatsanhörung und wandte sich direkt an Eltern, deren Kinder Opfer von Cybermobbing geworden sind. »Niemand sollte durchmachen müssen, was Sie und Ihre Familien erlitten haben.« 

Seit Zuckerberg als Gründer der zu Meta gehörenden Plattform Facebook in den Fokus der Medien rückte, hat er unzählige Male öffentlich um Verzeihung gebeten. Während sich viele andere Chefs in der Technologiebranche nur im Rahmen von sorgfältig inszenierten Produktpräsentationen äußern, ist es Zuckerberg ein Anliegen, persönlich das Wort zu ergreifen, wenn Facebook von einem Skandal erschüttert wird oder Nutzer auf Mängel verweisen. Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Die Geschäftspraktiken des sozialen Netzwerks bieten immer wieder Anlass zur Abbitte.

Ein keineswegs vollständiger Überblick über Zuckerbergs Versuche, Kritikern durch eine Entschuldigung den Wind aus den Segeln zu nehmen.

- Der Beacon-Skandal

Die erste große Facebook-Datenschutzpanne betraf einen Dienst namens Beacon, den die Plattform 2007 einführte. Beacon sollte ein neues Zeitalter der »sozialen« Werbung einläuten: Dadurch wurden Käufe und Aktivitäten von Nutzern auf anderen Webseiten registriert und ungefragt in den Newsfeeds der Nutzer-Freunde angezeigt. Nach einem heftigen Aufschrei schrieb Zuckerberg in einem Blogpost, dass »wir bei der Entwicklung dieser Funktion eine Menge Fehler gemacht haben, aber noch mehr bei der Art und Weise, wie wir damit umgegangen sind«. Beacon war bald darauf Geschichte.

- Spott über die ersten Nutzer

Als 19-Jähriger machte sich Zuckerberg über die etwa 4000 Studenten lustig, die sich als erste bei der damals neuen Plattform Facebook angemeldet hatten. In Textnachrichten an Freunde prahlte er mit der riesigen Menge an persönlichen Daten, die er habe sammeln können, weil die jungen Menschen seinem Netzwerk vertraut hätten. Zuckerberg nannte sie »dumm« und belegte sie mit Schimpfwörtern. Als eine Nachrichtenseite die Aussagen im Jahr 2010 veröffentlichte, entschuldigte sich Zuckerberg in einem Interview des Magazins »The New Yorker« und sagte, dass er diese Äußerungen absolut bedauere.

- Kritik von Datenschützern

Am 9. November 2011 rügte die US-Verbraucherschutzbehörde Federal Trade Commission das Unternehmen. Die Liste der Vorwürfe war lang. So habe Facebook privat von Nutzern geteilte Informationen willkürlich und ohne Vorankündigung veröffentlicht und die Weitergabe von Daten an Apps nicht eingeschränkt, auch wenn Nutzer restriktive Einstellungen aktiviert hatten. Zudem habe Facebook persönliche Informationen der Nutzer an Werbetreibende weitergegeben, obwohl vorher versichert worden sei, dies nicht zu tun.

Am selben Tag veröffentlichte Zuckerberg einen 1418 Wörter umfassenden Essay mit dem Titel »Unser Engagement für die Facebook-Gemeinschaft«. Darin sprach er von einem »Haufen Fehler«, die Facebook gemacht habe. Die Kritik der Federal Trade Commission erwähnte er jedoch erst nach einem Drittel des Textes. 

- VR-Tour durchs Katastrophengebiet

Am 9. Oktober 2017 warb Zuckerberg für die Möglichkeiten, die die virtuelle Realität den Menschen biete. Dazu ließ er sich zusammen mit einem Facebook-Mitarbeiter nach Puerto Rico beamen, das kurz zuvor von einem Hurrikan heimgesucht worden war. Zuckerberg beschrieb die computergenerierte Illusion, durch eine zerstörte Landschaft zu wandeln, als »wirklich magisch«. Als sich viele Zuschauer über seine flapsigen Bemerkungen beschwerten, postete Zuckerberg eine Entschuldigung in den Videochat. Er bitte alle um Verzeihung, die sich angegriffen fühlten.

- Wahlkampfhelfer für Donald Trump

Im Jahr 2018 wurde bekannt, dass Facebook es Hunderten Apps ermöglicht hatte, heimlich große Mengen an Nutzerdaten abzugreifen. Die öffentliche Diskussion konzentrierte sich schnell auf eine App, die Daten von 87 Millionen Facebook-Kunden erfasst und an das britische Unternehmen Cambridge Analytica weiterleitet hatte. Das wiederum hatte Verbindungen zu Steve Bannon, seinerzeit der politische Stratege des damaligen US-Präsidenten Donald Trump. Die Daten waren Berichten zufolge verwendet worden, um Wähler während des Präsidentschaftswahlkampfs 2016 gezielt anzusprechen.

Zuckerberg entschuldigte sich zunächst beim Sender CNN für den Skandal und beteuerte, Facebook habe die Verantwortung, Daten seiner Nutzer zu schützen. Wenn dies nicht geschehe, »verdienen wir es nicht, die Möglichkeit zu haben, Menschen zu dienen«. Später sagte er während einer Anhörung vor dem US-Kongress, dass »wir unsere Verantwortung nicht umfassend genug wahrgenommen haben«. Zudem räumte er Versäumnisse bei der Bekämpfung von Fake News und Hassreden, mangelhafte Datenschutzkontrollen und unzureichende Maßnahmen gegen eine ausländische Einmischung in die Wahl 2016 ein.

USA

Loyal und radikal

Der künftige Präsident Donald Trump vergibt wichtige Ministerposten an Personen, die bislang nicht durch Kompetenz aufgefallen sind, sondern eher durch Kontroversen von sich reden machten

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Nachruf

Der Vater des Budget-Tourismus ist tot

Arthur Frommer wurde 95 Jahre alt

von Imanuel Marcus  20.11.2024

New York/Malibu

»Mein Name ist Barbra«

Die Streisand-Autobiografie erscheint auf Deutsch

von Christina Horsten  20.11.2024

Schweiz

Konservative Christen gegen den ESC

Eine Minipartei erwirkt ein Referendum gegen das hohe Rahmenbudget für den Eurovision Song Contest. Dabei geht es auch um Israel

von Peter Bollag  19.11.2024

Italien

Schoa-Überlebende rügt Papst für Genozid-Kommentar

Edith Bruck ist 93 Jahre alt und mit Papst Franziskus befreundet. Jetzt hat sie ihn aber mit deutlichen Worten kritisiert

 19.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024

Tschechien

Oscar-reifer Held am Mikrofon

»Wellen« feiert den KZ-Überlebenden Milan Weiner, der 1968 die Sowjets in Schach hält

von Kilian Kirchgeßner  17.11.2024

USA

Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, Gesundheitsminister

Donald Trump beruft mit Robert F. Kennedy einen Mann als Gesundheitsminister, der auch durch antisemitische Verschwörungstheorien von sich reden macht

von Michael Thaidigsmann  15.11.2024

Imanuels Interpreten (1)

Flora Purim: Das Unikum

Die in Rio de Janeiro geborene Sängerin liefert eine einzigartige Melange der Klänge

von Imanuel Marcus  15.11.2024