Selbst für die vertracktesten Probleme finden sich bisweilen Lösungen, wo man sie am wenigsten erwartet. So könnte ein unauffälliges Dorf an der Grenze zwischen Belgien und den Niederlanden als Vorbild für eine friedliche Regelung des Nahostkonflikts dienen: Baarle, dessen knapp 10.000 Einwohner sich auf Baarle-Nassau (Niederlande) und Baarle-Hertog (Belgien) verteilen. 22 belgische Enklaven gibt es auf niederländischem Gebiet, innerhalb derer sich wiederum acht niederländische Exklaven befinden.
Netanjahu Die Online-Zeitung »Times of Israel« meldete vergangene Woche, Premier Benjamin Netanjahu habe seinen Kabinettssekretär Avichai Mandelblit angewiesen, die Situation im Westen der Region Brabant zu eruieren. Auch eine Nachrichtensendung im israelischen Fernsehen ging der Frage nach, ob es sich hier um ein Vorbild für israelische Siedlungen in einem künftigen palästinensischen Staat handeln könnte.
Der Grenzverlauf in Baarle – Ergebnis von jahrhundertealten Verträgen und Landverkäufen – gilt als einer der kompliziertesten weltweit: Die Grenze führt hier quer durch Wohnhäuser, Restaurants und Geschäfte. Eine weiß gestrichelte Linie auf dem Boden gibt an, ob man sich in Belgien oder den Niederlanden befindet.
Medien beiderseits der Grenze widmeten dem Dorf vergangene Woche einige Aufmerksamkeit. Der niederländische Regionalrundfunk Omroep Brabant lud die beiden Bürgermeister vors Mikrophon. Leo van Tilburg aus dem belgischen Baarle fühlte sich ob des Interesses aus Israel geschmeichelt. »Wenn sie heute anrufen, können sie morgen vorbeikommen.«
Reservierter äußerte sich sein niederländischer Amtskollege Vincent Braam: »Das sieht aus wie ein Aprilscherz. Wir sind ein friedliches Dorf.« Die Berichte aus Israel seien zwar gut für Baarles touristische Bekanntheit, inhaltlich aber sei der Vergleich unpassend und »eine Beleidigung der Opfer« des Nahostkonflikts. Gleichwohl sei man gerne bereit, zu dessen Lösung beizutragen.
Baarle Jan Franke, Israel-Korrespondent beim niederländischen Radio 1, bestätigte, Netanjahu wolle das Beispiel Baarle durchaus als eine von mehreren Optionen untersuchen lassen. Die belgische Satiresendung De ideale wereld (Die ideale Welt) hielt dies nicht davon ab, ein Kamerateam nach Baarle zu schicken, das sich als israelisch ausgab.
»Belgische Kolonisten leben in Harmonie mit dem niederländischen Feind«, beginnt ihr Beitrag. Im weiteren Verlauf fragen sie die ahnungslosen Bewohner, ob sie bewaffnet sind und wo die Checkpoints liegen, an denen sie ihre Pässe zeigen müssen. Völlig konsterniert erklärt eine belgische Gemeindesprecherin, dass es in Baarle keine Schutzmauer gebe.