Projekt

Weltweit in 2000 Gemeinden

Vor drei Jahren wurde ein monumentales Werk fertiggestellt: Adin Steinsaltz übergab der Öffentlichkeit seine Übersetzung des Talmud aus dem Aramäischen ins Hebräische. Ein halbes Menschenleben – seit 1965 – hatten Rabbi Steinsaltz und seine Schüler daran gearbeitet. Weitere Talmudübersetzungen unter anderem ins Russische und Englische sind in Arbeit.

Steinsaltz’ Übertragungen gelten als Pionierarbeit, weil hier endlich das ganze Werk greifbar gemacht wird, inklusive problematischer Passagen, die früher der Zensur (oder Selbstzensur) zum Opfer fielen. Hinter dieser gigantischen Arbeit steckt eine demokratische Idee: Schwierige Texte sollen dem gesamten jüdischen Volk zur Verfügung stehen, nicht nur einer intellektuellen Elite. Jeder soll die Mischna und die Gemara lesen können, auch wer des Aramäischen nicht mächtig ist.

Zur Feier dieser großartigen wissenschaftlichen Leistung wurde im November 2010 ein weltweiter Tag des jüdischen Lernens ins Leben gerufen. Der hat sich mittlerweile als Tradition etabliert, der nächste Termin ist am 17. November. Mehr als 2000 Gemeinden auf der ganzen Welt werden sich beteiligen, auch die Kehillat Beijing in China, auch die jüdische Gemeinde im tunesischen Djerba.

Programm In New York werden sich die Lernwilligen schon um zehn Uhr morgens im Mechon Hadar an der Amsterdam Avenue versammeln. Das Thema dieses Lerntages klingt zwar langweilig (»Gemeinsam gestalten – jüdische Ansätze zu Kreativität und Zusammenarbeit«), doch die angebotenen Vorträge und Seminare könnten trotzdem unterhaltsam werden. Etwa das Seminar von Joshua Greenberg über »Dylan HaNavi«: Das Programm verspricht, dass nicht nur Filmdokumente mit Auftritten des Meisters gezeigt werden, es soll außerdem Live-Darbietungen geben. Anschließend wagt der Vortragende einen Vergleich von Bob Dylans Songtexten mit biblischen Quellen.

Später wird Rabbi Jon Kelsen über Facebook im Lichte von Tora und Halacha sprechen. Vermutlich wird es dabei vor allem um das rabbinische Verbot der Laschon hara gehen, der üblen Nachrede. Und Joe Septimus spricht über den bösen Trieb als »kreativen und bereitwilligen Partner«. Gott sage uns schließlich, dass wir ihm nicht nur mit dem guten, sondern auch mit dem dunklen Teil unseres Herzens dienen sollen.

Laut Webseite sind zu diesem Global Day of Jewish Learning ausdrücklich auch solche Leute eingeladen, deren jüdische Erziehung sich bisher darauf beschränkte, dass sie wussten: Auch Scarlett Johansson ist eine von uns. Und jene, die gerade nicht in New York wohnen, können trotzdem dabei sein. Per YouTube werden am Sonntag viele Seminare in alle Wohnzimmer dieser Welt geliefert.

www.theglobalday.com

Porträt

Klang des Lebens

Sie wurde gehörlos geboren und musste lernen, sich in der Welt der Hörenden zurechtzufinden. Darüber schrieb sie ein Buch, das zum Bestseller wurde. Eine Begegnung mit Fiona Bollag

von Nicole Dreyfus  15.03.2025

Brüssel

Früherer EJC-Chef Kantor von EU-Sanktionsliste gestrichen

Die Streichung des russisch-britischen Geschäftsmanns erfolgte offenbar auf Druck der ungarischen Regierung

 14.03.2025

Dänemark

Jüdin in Kopenhagen attackiert

Die Angreifer beschimpften sie als »zionistisches Stück Scheiße« und würgten ihr Opfer

 14.03.2025

USA

Wer Jude ist, bestimmt nun er

Donald Trump wird immer mehr wie der berühmt-berüchtigte Wiener Bürgermeister Karl Lueger

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Irak

Bericht: Israelisch-russische Geisel Elizabeth Tsurkov möglicherweise im Iran

Nachdem die USA im Fall der entführten Elizabeth Tsurkov den Druck auf den Irak erhöhen, heißt es, die Geisel wurde in den Iran verschleppt

 12.03.2025

Belgien

Fantasien über Mord an Juden fallen unter die Meinungsfreiheit

Entsetzen in der jüdischen Gemeinschaft: Ein Kolumnist wurde vom Vorwurf der Aufstachelung zur Gewalt gegen Juden freigesprochen

von Michael Thaidigsmann  12.03.2025

Österreich

Zwei Wochen lang »Shalom Oida«

Das Jüdische Filmfestival in Wien präsentiert die Realität jüdischen Lebens – von Antisemitismus bis Schidduch

von Stefan Schocher  11.03.2025

Frankreich

»Mach hier nicht auf Jude«

Eine Umfrage unter 2000 Jugendlichen zeigt, wie sich antisemitische Vorurteile auch an französischen Schulen ausbreiten

von Michael Thaidigsmann  10.03.2025

Porträt

Der Iberzetser

Dass Russen heute noch Einblick in die jiddische Literatur erhalten, ist vor allem Walerij Dymschiz zu verdanken. Ein Treffen mit dem Sprachmittler in seiner Stammkneipe in St. Petersburg

von Polina Kantor  09.03.2025