Nach der öffentlichen Verbrennung eines Korans durch einen Iraker in der schwedischen Hauptstadt Stockholm letzte Woche, welche international heftige Reaktionen hervorgerufen hatte, sind weitere Aktionen dieser Art geplant – darunter auch die Verbrennung einer Tora-Rolle vor der Botschaft Israels.
Der öffentlich-rechtliche TV-Sender SVT berichtete am Mittwoch, die Polizei habe drei Anmeldungen für derartige Aktionen erhalten, zwei davon in Stockholm und eine in Helsingborg. So soll vor einer Moschee in der Hauptstadt ein Koran verbrannt werden, was die Antragsteller »so schnell wie möglich« durchführen wollen. Zeitpunkt und Ort seien nicht angegeben worden, so SVT. Bei der Antragstellerin handele es sich um eine Frau in den Fünfzigern, die preisgab, dass sie die Proteste in Schweden wegen der Koranverbrennung für unfair erachte.
Den Antrag auf Verbrennung der Tora sowie einer christlichen Bibel habe ein Mann in den Dreißigern gestellt. Diese Aktion sei am Freitag kommender Woche vor der israelischen Botschaft in Stockholm geplant. Auch dieser Mann habe angegeben, er wolle damit gegen die negativen Reaktionen auf die Koranverbrennung letzte Woche reagieren und »eine symbolische Versammlung im Namen der Meinungsfreiheit« abhalten.
Das schwedische Außenministerium hatte die Koranverbrennung vergangene Woche dagegen als eine »islamfeindliche Aktion« gewertet. Sie hatte zu schweren diplomatischen Verstimmungen in Ländern der islamischen Welt geführt. Unter anderem die Türkei drohte damit, den Antrag Schwedens auf einen NATO-Beitritt abzulehnen.
SCHOCK UND ENTSETZEN Die Behörden in Helsingborg haben laut SVT eine Anmeldung für eine Verbrennung religiöser Texte am 12. Juli erhalten. Sie soll im Stadtzentrum stattfinden. Die Stockholmer Polizei bestätigte dem Sender, dass entsprechende Anträge aktuell geprüft würden. Der für Helsingborg zuständige Sprecher des Polizeibezirks Nordwestliches Schonen sagte: »Wir sind der Ansicht, dass es sich möglicherweise nicht um eine bestimmte Religion handelt, sondern dass es Teil der Meinungsfreiheit und der Debatte ist, welche gerade geführt wird.«
Israels Botschafter in Stockholm, Ziv Nevo Kulman, schrieb auf Twitter: »Ich bin schockiert und entsetzt über die Aussicht auf weitere Bücherverbrennungen in Schweden, sei es der Koran, die Tora oder ein anderes heiliges Buch. Dies ist eindeutig ein Akt des Hasses, der gestoppt werden muss.«
Die Koranverbrennung wurde am Freitag bereits vom Muslim-Jewish Leadership Council scharf verurteilt. Das Gremium, dem unter anderem der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, Moskaus ehemaliger Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, angehört, erklärte: »Diese hasserfüllte Aufstachelung zur Gewalt, die von den schwedischen Behörden zugelassen wurde, ist in einem Land, das sich durch Respekt für Vielfalt und Integration auszeichnet, völlig inakzeptabel.«
Der Akt gehe »weit über die geschützte Meinungsäußerung hinaus«, sondern sei ein offenkundiger »Versuch, eine Reaktion von friedlichen Gläubigen zu provozieren« und »eine implizite Gewaltandrohung gegen alle Muslime.« Der Vorfall erinnere an die Worte des deutsch-jüdischen Dichters Heinrich Heine: »Wer Bücher verbrennt, wird am Ende auch Menschen verbrennen.«
Auch der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, veröffentlichte am Mittwoch eine Erklärung: »Das Verbrennen religiöser Texte ist ein unmissverständlicher Akt des Hasses und ein grundlegender Angriff auf alle, die einem Glauben anhängen. Diese sichtbaren Zeichen der Aufhetzung grenzen religiöse Minderheiten aus und spalten die Gesellschaft.« Lauder bekundete »Solidarität mit unseren muslimischen Brüdern und Schwestern.«