Sagen Sie mal ganz schnell: The White House Office of Faith-Based and Neighborhood Partnerships. Klingt es nicht schön? Solche großartigen Namen können sich nur Bürokraten in Washington ausdenken.
US-Präsident Barack Obama hat dem Gremium vor wenigen Tagen ein neues Gesicht gegeben, ein jüdisches. Es ist das Gesicht von Susan Stern, die der Führungsriege der jüdischen Hilfsorganisation JOINT angehört. Sie soll den Vorsitz des Obama-Religionsgremiums mit dem komplizierten Namen übernehmen. Stern hat schon für zahlreiche Wohltätigkeitsorganisationen im Staat New York gearbeitet, und sie war Beraterin von David Paterson, dem früheren Gouverneur des Bundesstaates. Sie scheint für ihren neuen Job also bestens gerüstet zu sein.
Von jüdischer Seite wird dem Gremium künftig eine weitere Frau angehören: Julie Schonfeldt. Sie steht seit 2008 der Rabbinical Assembly vor, dem Zusammenschluss konservativer Rabbiner in den Vereinigten Staaten.
Ursprünglich war das White House Office of Faith-Based and Neighborhood Partnerships unter dem früheren US-Präsidenten George W. Bush gegründet worden, und zwar per Dekret von oben herab. Damals, 2001, hieß es noch White House Office of Faith-Based and Community Initiatives, kurz OFBCI. Was ist seine Aufgabe?
Suppenküchen George W. Bushs politische Weltanschauung hieß »compassionate conservatism«, Konservatismus mit Herz. Der Präsident trat also einerseits für einen ziemlich ungebremsten Kapitalismus ein, andererseits waren ihm die Armen nicht egal. Deshalb wollte Bush vom Weißen Haus aus all jene religiösen Vereine – christliche, jüdische, muslimische, hinduistische ... – unterstützen, die Suppenküchen betreiben, Analphabeten das Lesen beibringen, Einwanderer in die Gesellschaft eingliedern.
Die Löcher im sozialen Netz Amerikas sollten nicht zugenäht werden. Das widerspräche der konservativen Weltanschauung, wonach der Bundesstaat gefälligst schwach zu sein habe. Aber die religiösen Vereine sollten helfen, diese Löcher von unten her ein bisschen zu flicken.
Umstritten war das Gremium, weil es in Amerika das Prinzip der strikten Trennung von Kirche und Staat gibt. Sollten etwa Steuergelder zur Unterstützung von Vereinen ausgegeben werden, die nicht nur Suppe austeilen, sondern nebenbei um Proselyten werben? Und was ist mit Vereinen, die nur Mitglieder der eigenen Kirche einstellen? Sind die etwa auch förderungswürdig? Die Linksliberalen erwarteten, dass Präsident Obama das Gremium abschaffen würde.
Doch er hat es nicht getan, sondern sich als Mann der Mitte, des behutsamen Kompromisses erwiesen: Er hat das Gremium umbenannt und es instruiert, von Fall zu Fall zu entscheiden, ob die Unterstützung eines philanthropisch-religiösen Vereins mit Bundesmitteln gegen die amerikanische Verfassung verstößt.
Verfeindet Künftig soll sich das White House Office of Faith-Based and Neighborhood Partnerships verstärkt dem Dialog der verschiedenen und oft verfeindeten Religionen widmen, vor allem im Ausland. Dabei lauern die interessantesten Gegensätze aber vielleicht gerade im Inneren jenes Gremiums. Ihm gehört nämlich eine Vertreterin schwuler und lesbischer Kirchengemeinden ebenso an wie ein führender Repräsentant der Evangelikalen.
Man stelle sich vor, was geschehen könnte, wenn die beiden einander dereinst am Kaffeeautomaten begegnen. Sollte es hart auf hart kommen, werden die Juden die Scherben aufklauben und im Geiste der Brüderlichkeit völlig unparteiisch Heftpflaster verteilen. Danach wird es diesem Office bestimmt gelingen, den Geist der Toleranz und Brüderlichkeit in die weite Welt hinauszutragen.