Mehr als ein Jahr nach der Verurteilung des früheren Filmproduzenten Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung haben seine Anwälte eine Neuauflage des Prozesses gefordert. In Gerichtsdokumenten vom Montag legten sie Rechtsmittel gegen das Urteil ein und machten geltend, der Richter habe Weinsteins Recht auf einen fairen Prozess nicht ausreichend geschützt. Das habe der Anklage Auftrieb gegeben.
Der heute 69-Jährige war im März 2020 von Richter James Burke wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Weinstein hat alle Vorwürfe bestritten. Seine Anwälte nannten die Strafe am Montag »übermäßig hart und übertrieben«.
In einer 166-seitigen Eingabe bei einem New Yorker Berufungsgericht attackieren die Anwälte Richter Burke. Er habe Einfluss auf den Ausgang des Prozesses genommen, indem er wiederholt zugunsten der Ankläger entschieden habe. So habe er die Aussage zusätzlicher Beschuldigerinnen über Vorwürfe zugelassen, die niemals in Anklagen mündeten.
Weinstein »hatte ein Recht auf einen fairen Prozess durch eine unparteiische Jury«, schrieben die Anwälte Barry Kamins, John Leventhal und Diana Fabi-Samson. Das Gericht hätte dieses wichtigste Recht des Angeklagten auf das Sorgfältigste schützen müssen. Stattdessen sei das Gericht sorglos mit dieser Verpflichtung umgegangen. »Die Konsequenzen für Herrn Weinstein waren desaströs.«
Weinstein ist zudem wegen sexueller Nötigung von fünf Frauen in Kalifornien angeklagt. Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles hat Weinsteins Überstellung von New York nach Kalifornien beantragt, diese hat sich wegen der Coronavirus-Pandemie verzögert. Der Fall Weinstein gab der weltweiten #Me-Too-Bewegung Auftrieb. ap