In vielen Gemeinden weltweit ist Chanukka die hohe Zeit der Frauenvereine. Das wissen auch die älteren Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Bern. Etliche haben sich deshalb nächste Woche Freitag schon lange im Kalender notiert. Denn am Abend des sechsten Chanukkatages findet in der Gemeinde das traditionelle Freitagabendessen für Senioren statt. »Auch wenn es in diesem Jahr in die Ferien fällt, wollten wir es nicht verschieben«, sagt Karin Rom, die Präsidentin des Jüdischen Frauenvereins Bern. »Ältere Mitglieder fahren oft nicht mehr in die Ferien und wären deshalb enttäuscht, wenn unser Channuka-Essen in diesem Jahr ausfallen würde.«
Spieleabend Die Vorbereitung dieser Mahlzeit ist eine der zahlreichen Aufgaben, denen sich der Berner Frauenverein – mit 152 Jahren der älteste seiner Art in der Schweiz – widmet. Erwartet werden mindestens 60 Personen.
Bei anderen jüdischen Frauenvereinen der Schweiz, wie zum Beispiel in Basel, nimmt man allerdings Rücksicht darauf, dass das Lichterfest in diesem Jahr vollständig in die Schulferien fällt und manche ehrenamtlichen Helfer nicht da sind. So fand der traditionelle Spieleabend der Emunah-Misrachi-Frauen in Basel ausnahmsweise bereits Anfang der Woche statt.
Der Israelitische Frauenverein Zürich (IFZ), der den Frauen aller jüdischen Gemeinden offensteht, führt an Chanukka keine Veranstaltung durch. »Wir geben bei dieser Gelegenheit Geld oder Gutscheine an bedürftige Menschen in den Gemeinden«, sagt IFZ-Präsidentin Tal Kessler. Um niemanden zu beschämen, laufe diese Aktion aber absolut anonym ab. Man arbeite mit den Sozialressorts der Gemeinden zusammen, um zu wissen, wer das Geld brauche. Ähnliche Aktionen veranstalte man auch an Pessach und Rosch Haschana.
Der IFZ als größter jüdischer Frauenverein der Schweiz führt eine eigene Kindertagesstätte: das »Maon Jom«. Zurzeit werden dort 17 Kinder betreut. Als vor mehr als 30 Jahren das Jüdische Kinderheim in der Ostschweiz mangels Nachfrage geschlossen wurde, habe der Frauenverein diese Aufgabe übernommen, sagt Tal Kessler weiter.
Sargenes Daneben gibt es für den Israelitischen Frauenverein Zürich aber noch eine andere wichtige Tätigkeit: Jede Woche treffen sich in der Stadt etwa elf Frauen, um Sargenes zu nähen – Totengewänder für die Beerdigung jüdischer Frauen und Männer. Die Aufgabe geht auf eine jahrzehntelange Tradition zurück und galt früher in allen jüdischen Gemeinden als noble Beschäftigung der Frauen in den jüdischen Gemeinden.
»Wir nähen heute auch für kleinere Gemeinden in der Umgebung Zürichs«, erklärt Monika Zielinsky, die diese Aufgabe im IFZ koordiniert. Die Frauen, die diese weißen Gewänder sowie die Hauben und Socken nähen, die den Verstorbenen angezogen werden, seien meist selbst schon älter: »Zwischen 67 und 85 Jahren«, sagt Monika Zielinsky. Nachwuchs für diese Aufgabe zu finden, sei nicht ganz einfach – und dies nicht nur, weil die jüngeren Frauen oft sehr beschäftigt seien mit Familie und Beruf. Schwierig sei, dass heute immer mehr Frauen nicht mehr nähen können.
Die Berner Frauen wiederum freuen sich schon jetzt auf die warme Jahreszeit: Denn neben einem monatlichen Treffen und speziellen Veranstaltungen zu den Feiertagen organisiert der Frauenverein jedes Jahr im Sommer auch einen Ausflug – da seien ebenfalls immer sehr viele Frauen dabei, sagt Karin Rom.