Yechiel Eckstein, Gründer einer der weltweit größten privaten Stiftungen, ist tot. Völlig überraschend starb er am Mittwoch vergangener Woche im Alter von 67 Jahren an einem Herzinfarkt in Jerusalem. Sein Tod sorgte nicht nur in der jüdischen Welt für Trauer. Denn Eckstein war nicht einfach nur irgendein Mäzen oder Fundraiser.
Mit seiner 1983 ins Leben gerufenen International Fellowship of Christians and Jews (IFCJ), die bis zu 140 Millionen US-Dollar im Jahr an Spenden unter zumeist evangelikalen Christen in Nordamerika sammelt, um damit bedürftigen Juden in Israel und der ganzen Welt zu helfen, war er zugleich einer der Pioniere der christlich-jüdischen Zusammenarbeit.
Fußstapfen Als Kind kam der 1951 in New York geborene Eckstein nach Kanada, wo Vater Sy den Posten eines Oberrabbiners von Ottawa angenommen hatte. Sohn Yechiel trat in seine Fußstapfen und wurde in New York ebenfalls zum Rabbiner ausgebildet, wo er dann bei der Anti-Defamation League (ADL) für den interreligiösen Dialog zuständig war.
Mit IFCJ gelang es Eckstein nicht nur, Juden zum Spenden für Israel zu motivieren, sondern auch immer mehr Christen. Bereits 2003 war sein »Baby« Israels zweitgrößte gemeinnützige Organisation.
Knapp 1,8 Millionen Namen umfasst die Spenderliste der Stiftung heute und ist nach eigenen Worten die größte christliche Hilfsorganisation für Israel weltweit. IFCJ fördert die Alija, unterstützt Neuankömmlinge bei Integration sowie Jobsuche und greift Bedürftigen finanziell unter die Arme.
Eckstein verstand sich dabei immer auch als politischer Aktivist. So setzte er sich für die Religionsfreiheit in der Sowjetunion ein und versuchte, in China inhaftierten christlichen Geistlichen zu helfen. In Washington sprach er bei wichtigen politischen Anlässen Gebete, und in Israel beriet er unter anderem den früheren Ministerpräsidenten Ariel Scharon. 2002 machte Eckstein selbst Alija und zog mit seiner Familie nach Jerusalem. In Israel war er dann in den Medien ein gefragter Experte, wenn es um das Thema christlich-jüdische Beziehungen ging. Darüber hinaus war er ein sehr produktiver Autor und verfasste neben unzähligen Artikeln auch elf Bücher.
Einfluss All das machte Eckstein zu einem der bekanntesten Rabbiner in der nichtjüdischen Welt. Regelmäßig wurde er von der »Jerusalem Post« als einer der 50 einflussreichsten Juden weltweit genannt. Und »Newsweek« bezeichnete ihn als wichtigsten Rabbiner Amerikas. Jürgen Bühler, Vorsitzender der International Christian Embassy in Jerusalem, würdigte den Verstorbenen: »Wie nur wenige jüdische Verantwortliche vor ihm erkannte er die Wichtigkeit für Israel und das Judentum, enge Beziehungen mit der evangelikalen Gemeinschaft aufzubauen. Die großzügige Unterstützung, die er von Christen in aller Welt einwarb, war ein großer Segen für unzählige Israelis.«