Polen will die traditionellen Polen-Reisen israelischer Jugendlicher prüfen. »Bildungsreisen von Israel nach Polen finden nicht in angemessener Weise statt und auf eine Art, dass Polen-Hass manchmal in die Köpfe junger Menschen sickert«, sagte der polnische Vize-Außenminister Pawel Jablonski laut israelischen Medien (Montag). Besuche vor allem an Orten der Judenvernichtung der Nazis, wie etwa Auschwitz-Birkenau, gehören in Israel zum Curriculum weiterführender Schulen.
Die Frage werde ausführlich untersucht werden, da klar sei, dass »die Art, wie diese Touren stattfinden, nicht die richtige« sei, so Jablonski. Unter israelischen Jugendlichen herrsche auch aufgrund von Ausbildung und Erziehung eine antipolnische Stimmung.
Zuvor hatte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki laut Berichten vor angeblich wachsendem Hass gegenüber Polen und polnischen Bürgern in Israel gewarnt. Vor diesem Hintergrund habe er sich entschieden, die Kinder des polnischen Botschafters in Israel nach Polen zurückzuholen.
Die seit längerem angespannte Stimmung zwischen Polen und Israel hatte sich am Wochenende weiter verschärft, nachdem Polens Präsident Andrezj Duda am Samstag mit seiner Unterschrift eine Gesetzesänderung zur Rückgabe des Eigentums von Holocaust-Überlebenden in Kraft gesetzt hatte. Sie legt die Berufungsfrist gegen Verwaltungsentscheidungen über die Rückgabe beschlagnahmter Vermögenswerte auf maximal 30 Jahre fest. Betroffen sind vor allem Nachfahren von Holocaust-Opfern, deren Besitz in der kommunistischen Nachkriegszeit enteignet wurde.
Israels Außenminister Yair Lapid hatte das Gesetz als »unmoralisch« und »antisemitisch« sowie die polnische Regierung als »antidemokratisch« bezeichnet. Das Land habe 2018 mit der Umsetzung von Gesetzen begonnen, die darauf ausgelegt seien, das Andenken an den Holocaust und das jüdische Volk zu schädigen, so Lapid laut Berichten. Israel rief unterdessen seinen Botschafter in Polen auf unbestimmte Zeit zurück. kna