Kurz vor seinem 95. Geburtstag ist der Pulitzerpreisträger Max Frankel in New York gestorben. Insgesamt 85 Jahre lang lebte der thüringische Jude in der Stadt der Städte. Er brachte es von einem Flüchtling, der kein Wort Englisch sprach, zum Chefredakteur der »New York Times«.
Am 3. April wurde Max Fränkel, damals noch mit »ä«, in Gera geboren. Mit seinen Eltern Jakob Fränkel und Marie Katz zog er als Baby nach Weißenfels in Sachsen-Anhalt, wo sie ein Textil- und Möbelgeschäft eröffneten. Nur Monate später, Max war gerade einmal drei Jahre alt, kamen die Nazis an die Macht.
Im Oktober 1938 wurde die Familie nach Polen abgeschoben. Später erfuhren sie, dass einem zuvor gestellten Antrag zur Einreise in die USA von der Botschaft stattgegeben worden war. Erst im Februar 1940 konnten Max und seine Mutter Nazi-Deutschland verlassen. 1946 kam sein Vater, der in sowjetische Gefangenschaft geraten war, nach.
Zurück nach Europa
Mit zehn Jahren lernte Max Frankel in der New Yorker High School of Music & Art in Manhattan Englisch und alles, was er brauchte, um an der Columbia University studieren zu können. Dort wurde er Chefredakteur der Publikation »Columbia Daily Spectator«. Als freier Redakteur schrieb er schon in dieser Phase für die »New York Times« (NYT).
Nach seiner Armeezeit ging es für Max Frankel 1965 zurück nach Europa, wo er über die ungarische Revolution berichtete, bevor er für drei Jahre Korrespondent in Moskau wurde. Über Kuba zog Frankel anschließend nach Washington D.C.
Dort nahm seine Karriere nochmal Fahrt auf. Der jüdische Immigrant wurde 1963 diplomatischer Korrespondent. Dann, im Jahr 1966, bekam er den Traumjob eines jeden Journalisten in den Vereinigten Staaten: Er wurde Korrespondent im Weißen Haus und Chefreporter in Washington.
China mit Nixon
Als solcher bekam Frankel Zugang zu den »Pentagon Papers« – Dokumente, die belegten, dass Präsident Lyndon B. Johnson die Öffentlichkeit bezüglich des Vietnamkrieges belogen hatte. Max Frankel trug entscheidend zur Veröffentlichung der Papiere bei.
Im Jahr 1973 wurde Frankel für seine Berichterstattung über die China-Reise von Präsident Richard Nixon mit dem Pulitzerpreis geehrt. 1986 wurde er Chefredakteur der »New York Times« (NYT). Nach acht Jahren wurde er schließlich Kolumnist.
Max Frankel befand sich offiziell bereits im Ruhestand, als er 2001 in der NYT die Rolle der Zeitung während des Holocaust kritisierte. Berichte über die Vernichtung der europäischen Juden seien von der NYT weitgehend ignoriert worden, schrieb er. Für ihn war es »das bitterste journalistische Versagen des Jahrhunderts«.
Buch über Kubakrise
Frankel verfasste ein Buch über die Kubakrise von 1962, während derer die Welt knapp an einem dritten Weltkrieg vorbeischrammte. Auch seine Memoiren schrieb er auf.
Von 1956 an war er mit Tobia Brown verheiratet, mit der er drei Kinder hatte. Sie starb 1987 im Alter von 52 Jahren an einem Gehirntumor. Ein Jahr später ehelichte er die Redakteurin und Kolumnistin Joyce Purnick.
Max Frankel starb am Sonntag in seiner Wohnung in Manhattan. im