Amerika

Umfrage unter US-Juden: Israel nicht wahlentscheidend

Das Rennen zwischen Donald Trump und Kamala Harris ist sehr eng - aber nicht bei jüdischen Wählern Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

Es ist keine Überraschung, sondern eher ein Zeichen von Kontinuität: Laut einer Meinungsumfrage des Jewish Democratic Council of America (JCDA) planen sieben von zehn jüdischen Wählern in den USA, im November für Kamala Harris als Präsidentin zu stimmen. Nur ein Viertel wollen für ihren republikanischen Gegenkandidaten Donald Trump votieren.

Traditionell kommen die Demokraten bei jüdischen Wähler auf solche und sogar noch bessere Ergebnisse. Im April ergab eine Umfrage, dass 67 Prozent der jüdischen Wähler Joe Biden, den damaligen Kandidaten der Demokraten und Amtsinhaber, gegen Trump bevorzugten. Harris kam nun in der neuesten Befragung 72 Prozent Zustimmung, fünf Prozentpunkte mehr.

Lesen Sie auch

Von allen Minderheiten in Amerika votieren nur die schwarzen Wähler noch eindeutiger für die Demokraten, wenngleich sich hier die Werte in den letzten Jahren etwas zugunsten der Republikaner verbessert haben.

Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Harris

In der Gesamtbevölkerung ist das Rennen dagegen weitaus knapper: Laut einer Umfrage der »New York Times« vom Wochenende liegen die beiden Kandidaten aktuell Kopf an Kopf. Trump hätte demnach in einigen wichtigen »Swing States« die Nase vorn und könnte so im Januar für eine zweite Amtszeit ins Weiße Haus einziehen. Harris und Trump treten am Dienstagabend (Ortszeit) in Philadelphia zu einem ersten TV-Duell gegeneinander an.

Grafik: Jewish Democratic Council of America

Das wichtigste Thema für die Befragten in der Umfrage war die Zukunft der amerikanischen Demokratie. Auch das Recht auf Abtreibung, das von vielen Republikanern infrage gestellt wird, spielte eine wichtige Rolle.

Die amerikanische Solidarität mit Israel hat für die meisten jüdischen Wähler hingegen keine Priorität bei der Wahlentscheidung, wenngleich drei Viertel der Befragten angaben, sie fühlten sich mit dem jüdischen Staat verbunden (43 Prozent sogar »sehr verbunden«).

Israel rangierte aber nur an neunter Stelle, als die Befragten die Themen benennen sollten, die ihnen am wichtigsten waren. Auch der Hamas-Terror vom 7. Oktober 2023 und der anschließende Krieg in Gaza hat offenbar keine Veränderung diesbezüglich erbracht. Der Kampf gegen Antisemitismus wurde hingegen an fünfter Stelle genannt, gleichauf mit dem Themenbereich »nationale Sicherheit«.

Mehr als neun von zehn Befragten zeigten sich besorgt über den wachsenden Judenhass, die Hälfte sogar »sehr besorgt«. Bei der Bewertung der beiden Präsidentschaftskandidaten in punkto Antisemitismusbekämpfung erzielt Kamala Harris einen Vorsprung von 37 Prozent.

Wichtigste Themen: Demokratie, Abtreibung und Wirtschaft

Die Zukunft der Demokratie ist das wichtigste Thema, das die Wahlentscheidung der Juden bestimmt (44 Prozent), gefolgt von Abtreibung (28 Prozent) und Wirtschaft/Inflation (24 Prozent).

Laut der JDCA-Umfrage sind Donald Trump und die Republikanische Partei bei jüdischen Wählern weiter sehr unbeliebt. 76 Prozent der Befragten lehnen den 78-Jährigen ab. Auch sein »Running Mate« für das Amt des Vizepräsidenten, J.D. Vance, und die Republikanische Partei insgesamt schneiden ähnlich schlecht ab.

In den USA leben schätzungsweise rund 7,5 Millionen Juden, das sind rund 2,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. 5,7 Millionen von ihnen haben das Wahlrecht. Der JCDA ist Teil der Demokratischen Partei und hat es sich zum Ziel gesetzt, das »Jewish Vote« für die Wahl am 5. November zu mobilisieren. mth

Essay

Ritt ins Verderben

Gedanken eines österreichischen Juden zu einer möglichen Kanzlerschaft des Rechtsextremisten Herbert Kickl

von Vladimir Vertlib  12.01.2025 Aktualisiert

Frankreich

Zuflucht vor Mobbing

Weil die Zahl antisemitischer Vorfälle dramatisch steigt, nehmen immer mehr jüdische Eltern ihre Kinder von öffentlichen Schulen und schicken sie auf private. Eine Erkundung in Paris

von Florian Kappelsberger  12.01.2025

Polen

Duda würde Netanjahu nicht verhaften lassen

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 80. Mal. Kommt der israelische Ministerpräsident trotz eines Haftbefehls gegen ihn?

 09.01.2025

Kalifornien

Synagoge fällt Feuern von Los Angeles zum Opfer

Die riesigen Brände gefährden auch jüdische Einrichtungen

 08.01.2025

USA

Welcome to Jiddishland

Nirgendwo sprechen so viele Menschen Jiddisch wie in New York. Und es werden immer mehr. Die Mameloschen hat die Grenzen der chassidischen Communitys längst überschritten

von Jörn Pissowotzki  08.01.2025

Social Media

Elon Musk hetzt wieder gegen George Soros

Der Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump bedient sich dabei erneut der Figur des Magneto aus dem Marvel-Universum

von Ralf Balke  08.01.2025

Interview

»Die FPÖ gilt als Prototyp des Rechtspopulismus«

Demokratieforscher Simon Franzmann über den Rechtsruck in Österreich

von Michael Grau und Daniel Behrendt  08.01.2025

Meinung

Der Neofaschist Herbert Kickl ist eine Gefahr für Österreich

In der FPÖ jagt ein antisemitischer »Einzelfall« den anderen, ihr Obmann will die liberale Demokratie abschaffen und könnte schon bald Kanzler sein

von Bini Guttmann  08.01.2025

Universität

Preise der »World Union of Jewish Students« in Berlin vergeben

Die weltweite Vertretung jüdischer Studierender hat ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert und besonders verdienstvolle Personen und Verbände ausgezeichnet

 07.01.2025