Dass das offizielle Russland dem ukrainischen Präsidenten nach dem Leben trachtet, ist seit Langem kein Geheimnis mehr. Mindestens zehn Attentate auf Wolodymyr Selenskyj seien in den letzten Monaten vereitelt worden, erklärte ein Präsidentenberater am Mittwoch.
Anfang März bereits berichtete die britische Tageszeitung »The Times«, dass Söldner der vom Kreml so genannten »Wagner-Gruppe« sowie tschetschenische Spezialkräfte versucht hätten, Selenskyj das Leben zu nehmen. Dem Bericht zufolge seien die Ukrainer von Kreisen des russischen Sicherheitsdienstes FSB damals aber gewarnt worden.
geheimdienst Der stellvertretende Innenminister der Ukraine, Yevhen Yenin, sagte am Mittwoch außerdem, dass bereits vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine im Februar mehr als 800 Personen, die der Sabotage und nachrichtendienstlicher Aktivitäten verdächtigt würden, festgenommen und an den Geheimdienst übergeben worden seien.
Dies sei auch der Arbeit von 123 spontan ins Leben gerufenen ukrainischen Sabotageabwehrgruppen zu verdanken gewesen, in denen laut Yenin insgesamt 1500 Personen mitarbeiteten.
Unterdessen sind am Donnerstag der französische Präsident Emmanuel Macron, Bundeskanzler Olaf Scholz und der italienische Ministerpräsident Mario Draghi in Kiew zu Gesprächen mit Selenskyj eingetroffen. Die drei Regierungschefs reisten gemeinsam mit dem Zug an. Der rumänische Staatspräsident Klaus Johannis stieß in Kiew dazu.
Draghi, Johannis, Macron und Scholz besuchten am Donnerstagmittag gemeinsam den Vorort Irpin. Dort verurteilte der Bundeskanzler den russischen Angriffskrieg, den Moskau »mit größter Brutalität ohne Rücksicht auf Menschenleben« vorantreibe. »Das ist das, was auch zu Ende gehen muss«, sagte Scholz. In Irpin wurden nach dem Rückzug russischer Truppen Ende März rund 300 teils ermordete Zivilisten gefunden.
Kurz nach der Ankunft der Politiker hatte es in der ukrainischen Hauptstadt Luftalarm gegeben. mth