Das neue Buch von Cioma Schönhaus ist der Schweiz gewidmet, dem Land, dem er sein Leben und seine Karriere verdankt. In Anlehnung an seinen ersten Roman Der Passfälscher heißt das zweite Buch Der Passfälscher im Paradies.
Schönhaus’ erster Roman war ein spektakulärer Erfolg. Der heute 88-jährige Autor erzählt darin von seiner Flucht vor den Nazis in die Schweiz. Schönhaus’ Eltern wurden 1943 von Berlin aus nach Majdanek deportiert und dort ermordet. Er selbst versteckte sich in der Hauptstadt des Hitlerreichs und fälschte Pässe.
Chuzpe Dem Autor gelingt es, den Leser an seiner Chuzpe teilhaben zu lassen. Der junge Cioma tanzt den Nazi-Bonzen auf der Nase herum, streift durch Restaurants und Tanzlokale, ist zeitweise sogar der Geliebte einer Feldwebelsgattin. Als ihm der Boden unter den Füßen zu heiß wird, flieht er mit Fahrrad und gefälschtem Pass an den Bodensee. Dort gelingt ihm im Oktober 1943 der illegale Übertritt in die Schweiz. In Basel macht Schönhaus dank der Fürsprache von Freunden eine Lehre zum Werbegrafiker. Dieser Beruf wird ihn zeitlebens gut ernähren. Er heiratet zweimal und zieht vier Kinder groß.
Auch wenn die Zustände im Basel der Kriegsjahre aus heutiger Sicht nicht paradiesisch erscheinen mögen – dem jungen Flüchtling kamen sie so vor. »Dieses Land gab mir die Möglichkeit, ein glückliches Leben zu führen.« Seine Dankbarkeit dafür schimmert immer wieder auf, etwa, als er schildert, wie er an einem Ball im historischen Stadt-Casino teilnehmen darf, wo etliche Zionisten-Kongresse stattfanden.
Arbeitslager Dass die Schweiz in jenen Jahren bekanntermaßen nicht jeden Flüchtling mit offenen Armen aufnahm, dass es Arbeitslager gab, dass bei den Behörden auch Antisemiten und Gleichgültige arbeiteten – all dies weiß Schönhaus, lässt es in seinem Buch aber außen vor. »Das Land war auch in jenen schlimmen Jahren eine Demokratie – allen Bedrohungen von außen zum Trotz«, sagt er heute dazu.
Dem Fischer-Verlag allerdings, in dem sein erfolgreicher Erstling erschien, war das Manuskript des Passfälschers im Paradies zu unkritisch. Deshalb musste Schönhaus sich für sein zweites Buch einen neuen Verlag suchen.
Für den Passfälscher interessieren sich seit Längerem auch Filmproduzenten. Mit der Firma, die die Rechte ursprünglich erwarb, hat sich Schönhaus zerstritten. »Die wollten aus meinem Stoff einen reißerischen Krimi machen, mit Schießereien und Action, aber ohne jeglichen historischen Hintergrund.« Ende 2010 sind die Rechte wieder an Schönhaus zurückgegangen. Er ist zuversichtlich, dass er einen passenden Partner (und auch einen Regisseur) findet. »Auf jeden Fall möchte ich das Drehbuch selbst verfassen«, sagt er.
Cioma Schönhaus: Der Passfälscher im Paradies. Das Ende einer unglaublichen Odyssee. Huber, Frauenfeld 2010, 127 S., 19,90 €