New York/Edirne

Türkischer Gouverneur will Juden »bestrafen«

Von der Synagoge zum Museum? Edirne Büyük-Synagoge im Nordwesten der Türkei Foto: cc / Michal Opela

Die Anti-Defamation League (ADL) in den USA hat scharfe Kritik am Gouverneur der türkischen Stadt Edirne geäußert. Gouverneur Dursun Sahin hatte laut Medienberichten damit gedroht, eine mehr als 100 Jahre alte Synagoge für Gottesdienste zu schließen und sie ausschließlich als Museum wieder zu öffnen – als Strafe für angebliche »Aktionen«, die Israel gegen die Al-Aksa-Moschee in Jerusalem plane, behauptete der türkische Politiker.

Die 1907 erbaute prachtvolle Edirne Büyük-Synagoge im Nordwesten der Türkei wird derzeit renoviert. Sahin hatte nach Berichten türkischer Medien am Freitag erklärt, nach Abschluss der Bauarbeiten werde das Gotteshaus »nur noch als Museum dienen«. Es sei ungerecht, so wurde der Gouverneur laut »Haaretz« zitiert, dass die Türkei in jüdische Stätten investiere, während Israel angeblich heilige muslimische Stätten verletze.

Hass »Wir sind wütend über die feindseligen Stellungsnahmen des Gouverneurs von Edirne und seine Absicht, jüdische Gottesdienste und Zeremonien aus der Synagoge zu verbannen – als Strafe für Aktionen, die Israel zugeschrieben werden«, sagte Abraham H. Foxman, Direktor der ADL, in einem Statement. Der Gouverneur habe seinen Hass gegen Juden damit offen zum Ausdruck gebracht.

Auch innerhalb der Türkei erntete der Gouverneur von Edirne Kritik. Aykan Erdemir, Abgeordneter der oppositionellen Republikanischen Volkspartei, sagte, Sahin solle entweder zurücktreten oder zur Aufgabe seines Postens gezwungen werden, »um die Ehre des Amtes und der Türkei zu retten«. Antisemitismus sei in der Türkei ein weit verbreitetes Problem, wurde Erdemir weiter zitiert. In der Türkei leben etwa 26.000 Juden.

Tempelberg Juden wird immer wieder unterstellt, die Moscheen auf dem Tempelberg in der Altstadt Jerusalems antasten zu wollen. Während israelische Extremisten seit Jahren den Bau eines Dritten Tempels fordern, hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu jedoch Anfang November erneut bekräftigt, dass der Status quo auf dem Tempelberg – und damit das seit 1967 bestehende Verbot für Juden, auf dem Berg zu beten – bestehen bleiben soll.

Juden nutzen für ihr Gebet den Platz vor der Westmauer des früheren jüdischen Tempels in Jerusalem, während Muslime in den beiden Moscheen auf dem Tempelberg und außerhalb der Heiligen Stätten auf dem Berg beten können.

Irland

Der Präsident soll nicht reden

Wenn es nach der jüdischen Gemeinschaft geht, soll Michael D. Higgins, irischer Staatspräsident, in diesem Jahr nicht bei der Gedenkfeier zum Holocaust-Gedenktag sprechen

von Michael Thaidigsmann  16.01.2025

Ungarn

Abschied von der ältesten Olympiasiegerin

Die legendäre Turnerin Ágnes Keleti ist in Budapest gestorben – nach einem langen, außergewöhnlichen Leben voller Medaillen

von Martin Krauß  15.01.2025

Frankreich

Iris Knobloch bleibt Präsidentin des Filmfestivals Cannes

Sie ist die erste Frau an der Spitze des Festivals

 15.01.2025

Porträt

Die Krankenschwester und der Urwalddoktor

Vor 150 Jahren wurde Albert Schweitzer geboren. An seiner Seite wirkte seine Frau Helene Schweitzer Bresslau – eine Heldin, die oft vergessen wird

von Anja Bochtler  15.01.2025

USA

Betrug mit Corona-Hilfen? Jewish Voice for Peace zahlt mehr als halbe Million Dollar zurück

Um einer Verurteilung zuvorzukommen, zahlt die Organisation freiwillig 677.634 Dollar

von Ralf Balke  15.01.2025

Kalifornien

»Es ist okay, nicht okay zu sein«

Wie die jüdische Gemeinschaft in Los Angeles mit den verheerenden Bränden umgeht – ein Zeugenbericht

von Jessica Donath  13.01.2025 Aktualisiert

Essay

Ritt ins Verderben

Gedanken eines österreichischen Juden zu einer möglichen Kanzlerschaft des Rechtsextremisten Herbert Kickl

von Vladimir Vertlib  12.01.2025 Aktualisiert

Frankreich

Zuflucht vor Mobbing

Weil die Zahl antisemitischer Vorfälle dramatisch steigt, nehmen immer mehr jüdische Eltern ihre Kinder von öffentlichen Schulen und schicken sie auf private. Eine Erkundung in Paris

von Florian Kappelsberger  12.01.2025

Polen

Duda würde Netanjahu nicht verhaften lassen

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 80. Mal. Kommt der israelische Ministerpräsident trotz eines Haftbefehls gegen ihn?

 09.01.2025