»Öffne die Tür und schau nach, was Israelis im Kühlschrank haben, öffne die Tür zum Strand von Tel Aviv, nimm den Schläger und spiel mit uns Matkot, öffne die Tür zu einer Schule und löse gemeinsam mit unseren Kindern ein Israel-Quiz!« Seit ein paar Tagen stürmen junge Polen die Soho Factory im Warschauer Stadtteil Praga und amüsieren sich in der Multimedia-Installation »Open a door to Israel«.
Neun bunte Türen laden dazu ein, Israelis in ihrem normalen Alltag kennenzulernen und so das übliche Israelbild aus der politischen Berichterstattung um ganz neue Aspekte zu erweitern. Außerdem zeigt ein Film in hohem Tempo und mit vielen Spezial-Effekten, was das heutige Israel in Technik, Wissenschaft und Kultur zu bieten hat: Ein Roboter, wie er normalerweise in der Industrieproduktion eingesetzt wird, fährt an der zwölf Meter breiten Leinwand entlang und zeigt den wichtigsten Teil des Bildes noch einmal wie auf einem riesigen Handy-Touchscreen.
Medien In den polnischen Medien kommt Israel nur selten vor. Regelmäßig werden zu den christlichen Feiertagen Ostern und Weihnachten ein paar Bilder aus Israel gezeigt. Ansonsten vor allem dann, wenn es wieder einen palästinensischen Anschlag gegeben hat oder am 19. April, wenn in Polen an den Beginn des Warschauer Ghettoaufstands 1943 erinnert wird. Ein gemeinsames polnisch-israelisches Gedenken gibt es am 27. Januar, wenn der Befreiung des NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau gedacht wird. Es ist also nicht verwunderlich, dass das Israel-Bild in Polen eher düster ist.
Die vom israelischen Außenministerium initiierte Ausstellung zeigt ein ganz anderes Israelbild. Es ist bunt und lebendig, multikulturell, laut und technikbegeistert. Zwar gibt es auch eine Tür, die – wenn man an einem Knopf dreht – die Geschichte Israels im filmischen Zeitraffer zeigt, doch bleibt die Schoa außen vor, ebenso wie aktuelle Konflikte in der Region. Die Ausstellungsmacher gehen wohl nicht zu Unrecht davon aus, dass das ohnehin jeder Besucher weiß oder aber die entsprechenden Informationen schnell im Internet finden kann.
Selfie »Piotr, komm hierher!«, ruft Janek seinen Freund. Die beiden gehen in die neunte Klasse einer Oberschule. »Hier kann man ein Selfie mit jemandem in Israel machen!« Piotr reißt sich von der Tür los, wo man als DJ die Musik auf verschiedenen Partys in Israel auflegen kann. Auch Tomek kommt mit. Zu dritt strecken sie ihre Köpfe in die Tür, drücken auf eine Taste, es klickt laut – und wenig später sehen sie auf dem Bildschirm sich selbst und eine junge Israelin. »Toll!«, freut sich Janek. »Ich gebe meine E-Mail-Adresse ein, dann kriegen wir das Foto aufs Handy.« Gesagt, getan. In der Tür steckt neben Bildschirm und Kamera auch eine Tastatur. »Und Enter!«, ruft der 15-Jährige und zieht sein Handy aus der Hosentasche. Es dauert eine Weile. Dann jubelt Janek »Yeah!«, zeigt den beiden das Selfie in seinem Handy und verschickt es an Freunde.
Vor der Tür »Wissenschaft« hat sich eine ältere Dame auf einen mitgebrachten Schemel gesetzt. Fasziniert verfolgt sie die kurzen Filmsequenzen zu neu entwickelten Heilmethoden und Medikamenten. »Für uns ist das eine große Anregung«, sagt sie und deutet auf ihren 74-jährigen Mann, der gerade die Tür »Sport« geöffnet hat und sich mitten in einem Marathon wiederfindet. »Ob wir jemals nach Israel reisen werden, weiß ich nicht«, sagt die Frau. »Immerhin haben wir schon ein gewisses Alter. Aber die Jungen hier«, sie deutet auf die rund 40 Schüler, »da fahren später sicher etliche nach Israel, um Land und Leute selbst kennenzulernen.
In Warschau wird die Ausstellung bis zum 20. März zu sehen sein. Danach reist sie weiter nach Paris, Moskau, Rio de Janeiro, São Paulo, Shanghai und Peking. Nach Deutschland soll sie auch kommen. Einen Termin gibt es noch nicht.