Lateinamerika

Tu Bischwat im Sommer

Frisch ist es in La Paz immer. Boliviens Hauptstadt liegt 3600 Meter über dem Meeresspiegel, da ist die Luft reichlich dünn. Während die Menschen auf der nördlichen Erdkugel sehnsüchtig auf den Frühling warten, herrscht in La Paz Sommer – auch wenn die Temperaturen nur selten mehr als 20 Grad erreichen. »Wir sind eine kleine Gemeinde, aber Tu Bischwat ist für uns ein wichtiges Ereignis«, sagt Luis Brandriss, Kantor des Círculo Israelita de Bolivia.

Tropenfrüchte Seit Jahren treffen sich die Gemeindemitglieder am Neujahrsfest der Bäume zu einem kabbalistischen Seder. Dabei gibt es tropische Früchte, die in dem Andenland wachsen. Die Gläser mit Rot- und Weißwein sind ebenfalls dabei. Sie sollen die vier Jahreszeiten symbolisieren, auch wenn die in Bolivien kaum zu spüren sind.

Die Gemeinde in La Paz zählt gerade einmal 100 Mitglieder. Unter ihnen sind nur noch wenige Kinder. Trotzdem organisiert Brandriss für die Jüngsten der Kehilla seit zwei Jahren Aktivitäten zu Tu Bischwat. Auch diesmal will man im Garten des Gemeindezentrums am Rande der Innenstadt ein Fest feiern und Bäumchen pflanzen. Brandriss hat bereits landestypische Setzlinge besorgt: eine Kiefernart und Palmentriebe, wie sie für Ostbolivien charakteristisch sind.

Sommerferien In Lateinamerika Tu-Bischwat-Aktivitäten auf die Beine zu stellen, gestalte sich schwierig, klagt eine Mitarbeiterin des Rabbinats in Bogota, der Hauptstadt Kolumbiens. »Bei uns sind zurzeit Sommerferien, und in einigen Ländern Südamerikas beginnt der Lehrbetrieb an Schulen und Universitäten erst im März. Bis dahin sind die Jugendzentren in den Gemeinden verwaist. Die Mitarbeiter machen Urlaub.«

Guatemala-Stadt scheint in dieser Hinsicht eine Ausnahme zu sein. Dort herrscht keine Ferienstimmung. Die Pädagogin Ruthy de Tenenbaum rüstet sich für Tu Bischwat. Sie ist nicht nur für den jüdischen Kindergarten »Gan Hillel« zuständig, sondern auch für die Nachmittagsschule der Gemeinde. Gleichzeitig ist sie Direktorin von KKL Guatemala, einer Organisation, die Umweltprojekte in Israel fördert.

Die Kinder der Gemeinde und ihre Familien treffen sich an Tu Bischwat im ökologischen Garten der Stadt zu Sport- und Kulturaktivitäten. »Seit zehn Jahren pflanzen unsere Kindergartenkinder in einem Teilstück des Wäldchens einheimische Bäume«, sagt Tenenbaum. »Und danach gibt es ein großes Picknick.«

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Wien

Österreichs Regierung mit neuer Strategie gegen Antisemitismus

KI-gestützte Systeme zum Aufspüren von Hate Speech, eine Erklärung für Integrationskurse, vielleicht auch Errichtung eines Holocaust-Museums: Mit 49 Maßnahmen bis zum Jahr 2030 will Wien gegen Antisemitismus vorgehen

 10.11.2025

Jerusalem

Zerstrittene Zionisten

Der Zionistische Weltkongress tagt zum 39. Mal seit seiner Gründung im Jahr 1897 durch Theodor Herzl. Doch das Treffen droht zum Fiasko für die Organisation zu werden. Die Hintergründe

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  07.11.2025 Aktualisiert

Hurrikan Melissa

»Ich habe seit einer Woche nicht geschlafen«

Wie ein Rabbiner vom Wirbelsturm in Jamaika überrascht wurde – und nun selbst Betroffenen auf der Insel hilft

von Mascha Malburg  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025