Dass Donald Trump die beiden demokratischen Kongressabgeordneten Ilhan Omar und Rashida Tlaib auf dem Kieker hat, das teilt der US-Präsident mit etlichen anderen, die Israel und dem Judentum zugetan sind. Zu harsch fällt Tlaibs und Omars Urteil über den Judenstaat aus, zu inbrünstig hofieren die beiden Parlamentarierinnen die BDS-Bewegung und Feinde der Juden.
Nachdem der Präsident vor einigen Wochen schon mit der Bemerkung für Schlagzeilen gesorgt hatte, Tlaib und Omar hassten die USA und sollten dahin zurück, wo sie herkamen, legte er vergangene Woche auf einer Pressekonferenz im Oval Office noch einmal nach: »Was ist aus der Demokratischen Partei geworden? Wo steht sie, wenn sie diese beiden Personen verteidigt, nicht aber den Staat Israel? Meiner Meinung nach ist jeder Jude, der die Demokraten wählt, entweder gänzlich ahnungslos oder von größter Illoyalität.«
Wahlen Wem gegenüber diese »illoyalen Juden« ihre Undankbarkeit zum Ausdruck brächten, ließ Trump offen. Bezog er sich auf den Staat Israel oder forderte er die amerikanischen Juden in der ihm eigenen robusten Art auf, ihre Entscheidung an der Wahlurne für die kommende Abstimmung über die nächste Präsidentschaft zu überdenken? Ebenso unklar ist, ob ihm bewusst war, dass er mit dem Begriff »illoyal« ein altes antisemitisches Klischee bediente.
Wem gegenüber diese »illoyalen Juden« ihre Undankbarkeit zum Ausdruck brächten, ließ Trump offen.
Einen Satz zuvor hatte sich Trump darüber echauffiert, dass es »vor fünf Jahren, auch vor drei Jahren« unvorstellbar gewesen sei, »darüber zu diskutieren, ob wir die Unterstützung für Israel einstellen – wegen zweier Personen, die Israel und die Juden hassen. Ich mag es nicht glauben, dass wir überhaupt diese Debatte führen.«
Wegen der späteren Illoyalitäts-Äußerung verhallten jedoch diese ersten Worte weitgehend unbemerkt, und der Protest ließ nicht lange auf sich warten. »Es ist unklar, wem gegenüber die Juden laut @POTUS ›illoyal‹ seien, aber Vorwürfe, illoyal zu sein, werden seit Langem dazu genutzt, Juden anzugreifen. ... Es ist mehr als überfällig, damit aufzuhören, Juden als einen politischen Football zu missbrauchen«, twitterte Jonathan Greenblatt, Geschäftsführer der Anti-Defamation League.
Empörung Auch Halie Soifer, geschäftsführender Direktor des Jewish Democratic Council of America, reagierte empört: Dies sei nur ein weiteres Beispiel dafür, wie Trump den Antisemitismus als politische Waffe benutze, sagte Soifer dem Sender CNN. »Sollte es hier um Israel gehen, wiederholt Trump den Vorwurf der doppelten Loyalität, was eine Form von Antisemitismus ist.«
In anderem Zusammenhang hatte Trump schon einmal von einer »dualen Loyalität« amerikanischer Juden gesprochen.
In anderem Zusammenhang hatte Trump schon einmal von einer »dualen Loyalität« amerikanischer Juden gesprochen und vor der Republican Jewish Coalition Netanjahu als »euren Ministerpräsidenten« bezeichnet. »Wenn es darum geht, dass Juden ihm (Trump) gegenüber loyal sein sollten, hat er ein Wahrnehmungsproblem«, so Soifer weiter. »Wir leben in einer Demokratie – und die jüdische Unterstützung für die Republikanische Partei hat sich in den vergangenen vier Jahren halbiert.«
Bei den letzten Midterm Elections war das jüdische Stimmverhalten mit etwa 3:1 deutlich zugunsten der Demokraten ausgefallen. Wenig überraschend – auch im Hinblick auf die Wahlen im November 2020 – fiel denn auch das Statement der Republican Jewish Coalition aus. Ebenfalls per Twitter sekundierten sie ihrem Präsidenten: »Präsident Trump hat recht, es ist Ausdruck großer Illoyalität sich selbst gegenüber, eine Partei zu verteidigen, die Menschen beschützt und bestärkt, die dich wegen deiner Religion hassen.«